Pilgern zur Party

Eine der deutschsprachigen Rockbands, die in den vergangenen Jahren mit ihren beiden Studio-Alben Mit „K“ und „In Schwarz“ den Durchbruch geschafft haben, ist „Kraftklub“. Die Band spielt am Donnerstag als Co-Headliner neben „The Offspring“ beim dreitägigen „Rocco del Schlacko“-Open-Air in Püttlingen. Ihre Texte beschreiben das Lebensgefühl der Generation unter 30. SZ-Mitarbeiter André de Vos sprach mit Sänger Felix Brummer.

 24 000 Menschen pilgern alljährlich auf den Püttlinger Sauwasen zum „Rocco del Schlacko“-Open-Air. Drei Tage lang wird gefeiert und gezeltet. Auch Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die in Püttlingen wohnt, will am Donnerstag dort mitgrooven.Foto: T. Ziegler/Presented for People GmbH

24 000 Menschen pilgern alljährlich auf den Püttlinger Sauwasen zum „Rocco del Schlacko“-Open-Air. Drei Tage lang wird gefeiert und gezeltet. Auch Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die in Püttlingen wohnt, will am Donnerstag dort mitgrooven.Foto: T. Ziegler/Presented for People GmbH

Foto: T. Ziegler/Presented for People GmbH

Ihr geltet als eine Band, die mit ihren Texten den Puls der Zeit trifft. Wie findet man die richtigen Worte?

Felix Brummer: Leider schwer. Es ist nicht so, dass mir das leicht von der Hand geht. Es wäre schön, wenn ich ein Texter wäre, der nachts aufwacht und dann die Idee für einen Song hat, sich die Klampfe schnappt und am Küchentisch den Song fertig schreibt. Leider bin ich das nicht. Leider brauche ich sehr lange für den Text und zweifle auch sehr oft dran.

Wie bleibt man originell, um nicht das zu wiederholen, was früher schon gesagt wurde?

Felix Brummer: Es gibt zum Beispiel Millionen von Songs, die über Ex-Freundinnen geschrieben wurden, und trotzdem kann einem noch etwas Neues dazu einfallen. Ich glaube eben nicht, dass schon alles gesagt wurde. Im Gegenteil. Ich glaube, dass vielleicht ein Zehntel von dem gesagt wurde, was gesagt werden müsste. Also das ist nicht das Problem.

Sondern?

Felix Brummer: Das Problem ist, es so auszudrücken, dass alle fünf in der Band sagen, das finde ich gut, das finde ich nicht peinlich. Alle anderen sind relativ egal: Management, Label. Aber wenn jemand aus der Band sagt, ,Felix, mit dem Text kann ich mich nur schwer identifizieren', dann wird es kritisch. Dann muss ich halt noch einmal neu anfangen.

Der Fokus hat sich von der ersten sehr ich-bezogenen Platte bei der zweiten Platte verschoben…

Felix Brummer: Das stimmt: Auf der ersten Platte hatten wir quasi 20 Jahre, aus denen wir schöpfen konnten. Da hat man erzählt, wer man ist, wo man herkommt, wo man nicht hin will, über unsere Eltern, also den Kosmos. Auf der zweiten Platte noch einmal zu erzählen, dass man aus Chemnitz kommt und dass man nicht nach Berlin will, wäre blöd gewesen. Das ist dann irgendwie durch.

"Kraftklub" beschreibt die gegenwärtigen Verhältnisse. Diese Situationsbeschreibungen sind treffend, aber wo bleiben die "Visionen"?

Felix Brummer: Die konstruktiven Lösungsansätze? Dafür bin ich nicht zuständig! Ich bin Beobachter. Ich bin Musiker. Ich muss niemandem sagen, wie er sich zu verhalten hat. Das sollen die Leute selber herausfinden. Ich bin jemand, der beobachtet und Fragen stellt.

Euer musikalischer Ansatz kommt aus einer bestimmten Rock'n'Roll-Tradition, und ihr seid ja auch mit verschiedenen Bands wie zum Beispiel den "Hives" verglichen worden. Habt ihr einmal vor, euren Sound zu diversifizieren oder Elemente einzubauen, die ihr bisher nicht drin hattet?

Felix Brummer: Das ist wie beim Text. Es ist schwer genug, dass fünf Leute sagen müssen, das gefällt uns. Jeder hat so seine eigenen Vorlieben. Aber die Musik, bei der wir uns alle treffen können, ist die Musik, die wir machen. Und vielleicht verschiebt sich diese Musik in eine elektronische Richtung, in eine rockigere Richtung. Aber wir werden einen Teufel tun, zu sagen, wir wollen jetzt so oder so klingen.

Das Festival ist laut homepage des Veranstalters donnerstags ausverkauft. Für Freitag und Samstag gibt es noch wenige Tagestickets. Der Campingplatz ist ausgebucht.

rocco-del-schlacko.de

 Kraftklub spielt in Püttlingen. Foto: Christoph Voy/Universal

Kraftklub spielt in Püttlingen. Foto: Christoph Voy/Universal

Foto: Christoph Voy/Universal

Zum Thema:

Auf einen BlickAm Donnerstag spielen Kraftklub, The Offspring, K.I.Z., Against Me!, Transmitter, Annenmaykantenbreit, The Intersphere. Freitag: Marteria, Dropkick Murphys, Donots, Funeral für a Friend, H-Blockx, Schmutzki, TBA, Heisskalt, Go Go Berlin. Samstag: Beatsteaks, Farin Urlaub , RDGLDGRN, Ignite, Prinz Porno, Razz, Pandaparty, Zugezogen Maskulin, Horse the Band.

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