David Garrett am Bostalsee: Perfekt geplante Leichtigkeit

Nohfelden · Musik von Abba bis Verdi, von Mozart bis Miley Cyrus bot Star-Geiger David Garrett den rund 7500 Besuchern am Samstag beim Open-Air am Bostalsee. Die Mischung aus Musik, visuellen Effekten und Technik begeisterte.

 Der Geiger David Garrett liebt das Bad in der Menge. Foto: B&K

Der Geiger David Garrett liebt das Bad in der Menge. Foto: B&K

Foto: B&K

Punkt 22 Uhr: David Garrett stimmt den Queen-Klassiker "We are the Champions" an. Genau zum Anstoß des Viertelfinales der Frauen-Fußball-WM. Ein Zufall? Kaum zu glauben. Denn bei dem Konzert am Freitagabend am Bostalsee scheint nichts dem Zufall überlassen; jede Minute ist perfekt geplant. Auch, dass bei "We are the Champions" das Publikum kräftig mitsingt. Denn der Text ist auf einer übergroßen LED-Wand zu lesen.

Es ist eine der wenigen Nummern, die Gesang - wenn auch den des Publikums - zu bieten haben. Eine weitere ist "Ma dove sei", die Garrett für Andrea Bocelli geschrieben hat. Auf der Leinwand singt der Tenor; Garrett begleitet ihn an der Geige.

Das Programm des 34-Jährigen kennt keine Genres. "Musikrichtungen sind mir völlig egal; ein gutes Lied bleibt einfach gut." Sagt er - und stimmt "Wrecking Ball" von Miley Cyrus an. Schon zu Beginn des etwa dreistündigen Konzertes, nach drei Liedern der Pianistin Valentina Babor, spielt er eine Pop-Nummer. Mit Robbie Williams ' "Let me entertain you" bahnt er sich seinen Weg vom Eingang des Festivalgeländes zur 450 Quadratmeter großen Bühne. Immer wieder sucht er während seiner Show den Kontakt zum Publikum, geht geigend durch die Menge - auch vorbei an Schlager-Star Nicole. Dabei zeigt er sich betont locker. In Jeans, T-Shirt und mit der für ihn typischen Beanie-Mütze entzückt er das Publikum; zumal sein Strahlen bei fast allen Liedern den Spaß an der Musik vermittelt.

Dabei stehen nicht nur Popsongs auf dem Programm. Garrett interpretiert auf seine eigene Weise - unterstützt von seiner Band und der Neuen Philharmonie Frankfurt - Beethovens fünfte Sinfonie oder auch Mozarts "Lacrimosa". Folkloristische Einflüsse sind bei "Babuschka" oder "La Bamba" zu spüren. Dazu tanzt in bunten Kostümen das Deutsche Fernsehballett . Zwischendrin gibt es nicht nur Pyrotechnik und Feuer-Wolken, Garrett lockert das Programm auch mit Geschichten aus seinem Leben auf. So erzählt er von seiner Mutter, die in seiner Wohnung in New York übernachtete, als er auf Tour war. Völlig entsetzt habe sie ihm eine SMS geschrieben. Mit dem Inhalt: "Deine Butter ist seit einem Jahr abgelaufen. Du brauchst eine Freundin. Ich mache mir Sorgen."

Sorgen macht sich Oliver Thomé, Geschäftsführer des Veranstalters Popp-Concerts, nicht. Mit 7500 Besuchern ist er zufrieden, auch wenn die Zahl "unter unseren Erwartungen" geblieben ist. Er sagt: "Wie viele klassik-geprägte Veranstaltungen ziehen so viele Besucher an?" Und: Das Wetter passt, der Aufbau habe reibungslos funktioniert, die Stimmung ist klasse.

Wie übrigens auch bei den Damen der Fußball-Nationalmannschaft. Sie stehen im WM-Halbfinale und singen vielleicht bald "We are the Champions."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort