Der Traum von Unsterblichkeit

Mannheim · „Ägypten – Land der Unsterblichkeit“ heißt die Ausstellung, die in den Reiss-Engelhorn-Museen zur Reise ins Reich der Pharaonen einlädt. Einige der rund 500 Exponate sind zum ersten Mal zu sehen.

 Der mit Totengöttern verzierte Sargdeckel ist fast 3000 Jahre alt und ein Glanzstück der Mannheimer Ausstellung. Foto: Jean Christen

Der mit Totengöttern verzierte Sargdeckel ist fast 3000 Jahre alt und ein Glanzstück der Mannheimer Ausstellung. Foto: Jean Christen

Foto: Jean Christen

Knapp 110 Kilometer in Luftlinie liegt sie von der grandiosen Schau im Völklinger "Weltkulturerbe" entfernt: die große Ägypten-Ausstellung in Mannheim . Die Völklinger Schau zeigt ausschließlich Bestände des allerersten Ägypten-Museums Europas, des "Egizio" in Turin. Ihr besonderes Flair erhält sie durch das hochdramatische Gebläsehallen-Umfeld. Die gerade eröffnete Ausstellung "Ägypten - Land der Unsterblichkeit" dagegen vereint in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen auf 950 Quadratmetern in normalen Räumen rund 500 Objekte, insbesondere aus dem Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museum. Vieles kommt aber auch aus privaten Sammlungen und ist zum ersten Mal zu sehen.

Schon der Anfang wird wohl jeden Ägypten-Fan bezaubern: Da hat sich das sonnige Niltal beim Tal der Könige nach Mannheim verirrt. 16 Meter misst das Wandbild, dem erste Vitrinen zu Füßen stehen. Logisch aufgebaut geht es dann durch die ägyptischen Jahrtausende. Natürlich sind Papyri, Särge, Reliefs, Skulpturen, Schmuck, auch Mumien - darunter eine mumifizierte Gazelle - zu sehen. Dabei werden vor allem die Veränderungen und Entwicklungen deutlich, vom 4. Jahrtausend vor Christus bis zur griechischen, zur römisch-ptolemäischen und schließlich zur koptischen Epoche, also der christlichen Zeit.

Das spektakulärste Objekt ist ein sage und schreibe neun Meter langer Papyrus, runde 3500 Jahre alt. Das Totenbuch eines Kammerherrn mit Namen Amenemhat ist erst vor wenigen Jahren entdeckt und entschlüsselt worden. Amenemhat versichert in dem Papyrus den Göttern, dass er im Leben nicht geraubt, gestohlen, getötet hat - und auch nie Geschlechtsverkehr mit einer verheirateten Frau hatte. Ebenfalls eine Rarität: ein Skelett in seinem Grab. Bei den alten Ägyptern sind ja nur Hochgestellte fürs Weiterleben nach dem Tod einbalsamiert worden. Für "weniger bedeutende" Tote gab es aber auch Rituale: In Hockstellung ist das Skelett im Grab dort ausgestellt, versehen mit allen notwendigen Grab-Beigaben - einschließlich Schminke für die Augen. Ein Glanzstück ist auch die Sargkammer des Sennefer, der "Bürgermeister" von Theben um 1400 v. Chr. war. In der maßstabgerechten Nachbildung darf der Besucher herumspazieren.

Wie stark erst die Griechen, dann die Römer Ägypten in allen Bereichen verändert haben, wird eindrucksvoll und unterhaltsam dargestellt. Man lernt, wie aus dem Land der Pharaonen mit seiner unvergleichlichen Hochkultur eine römische Provinz wurde, die nur noch als Kornlieferant für das Römische Reich diente.

Das Mannheimer Museum hat übrigens eine lange Ägypten-Tradition, die unterbrochen wurde, als 1935 die Nationalsozialisten die Mannheimer Sammlung an die Universität Heidelberg brachten. Nun wird eine neue ägyptische Dauerausstellung aufgebaut.

In der aktuellen Ägypten-Ausstellung ist noch viel mehr zu sehen und zu erleben. Und Natürlich gibt es Inszenierungen, Filme und Mitmach-Aktionen für Große und Kleine in dieser riesigen Schau, die voraussichtlich bis Mai läuft - nicht nur thematisch parallel mit Völkingen. Denn da wurde gerade, wegen des riesigen Erfolgs und der großen Nachfrage, bis Mitte April verlängert.

Die Ausstellung "Ägypten - Land der Unsterblichkeit" ist Di bis So und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt: Erwachsene zwölf Euro, Kinder drei Euro. Mit einer Eintrittskarte der Völklinger Ausstellung gibt es übrigens in Mannheim Preisnachlass. umgekehrt. funktioniert es in Völklingen ebenso.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort