Musikfestival in Colmar feiert Weltklasse-Trompeter

Colmar · Das 27. Internationale Musikfestival von Colmar widmet sich dem Andenken des legendären französischen Trompeters Maurice André. Im Zentrum der 19 Konzerte bis 14. Juli stehen Blech- und Holzblasinstrumente.

Ihr Jackett haben die Mitglieder des Rundfunksinfonieorchesters Berlin (RSB) in der Garderobe gelassen. Im Publikum wedelt man heftig mit den dünnen Programmzetteln, was in der tropischen Hitze in der Kirche Saint-Matthieu allerdings nur wenig Kühlung verschafft. Wie in den letzten Jahren ist das RSB Berlin nach Colmar gekommen, um mit drei verschiedenen Programmen das internationale Musikfestival zu eröffnen.

Bereits die Ouvertüre zu Mozarts Oper "La Clemenza di Tito" zeigt, dass das ehemalige Rundfunkorchester der DDR unter seinem Chefdirigenten Marek Janowski nochmals an Qualität zugelegt hat. Das junge Orchester zeigt selbst in der halligen Akustik der Kirche einen höchst transparenten, federnden Klang. Mit dem deutschen Geiger Frank-Peter Zimmermann und dem französischen Bratschisten Antoine Tamestit hat das Orchester zwei Weltklassesolisten dabei, die Mozarts eigentlich unspektakuläre Sinfonia Concertante zum Ereignis machen. Im Tutti, bei dem die Solisten mitwirken, wendet sich Tamestit direkt der Bratschen- und Cellogruppe zu. Auch Zimmermanns Spiel ist ganz im Orchester eingebettet. Und wenn die beiden beim ersten Solo ihren Klang aufblühen lassen, dann bleibt die Vernetzung trotzdem erhalten. Vielfalt in der Einheit, Homogenität bei größter Differenzierung.

Auch Richard Strauss ' filigrane Suite "Der Bürger als Edelmann" nach der Pause ist eigentlich kein Kracher für eine glanzvolle Festivaleröffnung. Ganz unaufgeregt steuert Marek Janowski sein Orchester durch die vielen Klippen der Partitur, vertraut auf das Können seines Konzertmeisters Rainer Wolters und auf die Selbständigkeit der Register. Ob barockisierend beim "Auftritt des Cleonte", schön wuchtig beim "Fechtmeister" oder brillant im abschließenden "Diner" - so verfeinert kann Strauss' Musik süchtig machen.

Die mittäglichen Kammerkonzerte im Koïfhus sind eine besondere Perle des Festivals. Hier hat das Publikum Gelegenheit, junge Künstler aus nächster Nähe zu erleben. Gaspard Dehaene ist solch ein Pianist, den man sich merken sollte. Seine Interpretation von Bachs chromatischer Fantasie und Fuge in d-Moll besticht durch rhythmische Energie und einen ganz natürlichen musikalischen Fluss. Auch der Klarinettist Pierre Génisson glänzt in Schumanns Romanzen op. 94 mit feinstem Klangsinn und einem klaren Gestaltungswillen. Im abschließenden Trio op. 114 von Johannes Brahms (Cello: Estelle Révaz) entdeckt das Ensemble in der Hitze des Saals dunkle, schwermütige Kantilenen.

Das diesjährige Festivalmotto ist Maurice André gewidmet. Für einen kurzen Moment wird der 2012 verstorbene französische Startrompeter eindrucksvoll ins Gedächtnis gerufen, wenn ein paar Takte seiner Aufnahme von Mozarts Koloraturarie "Der Hölle Rache" als Pausenzeichen erklingen. Die Trompete steht an den drei letzten Festivaltagen im Mittelpunkt, wenn Solisten wie David Guerrier, Sergei Nakariakov oder Maurice Andrés Sohn Nicolas mit der Russischen Nationalphilharmonie unter der Leitung von Festivalchef Vladimir Spivakov konzertieren.

Infos unter www.festival-colmar.com

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