Blutiger Handel

Saarbrücken · Das Geschäft mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten boomt. Vor allem im Internet. Behörden und Webseiten-Betreiber wollen jetzt gemeinsam gegen den illegalen Handel vorgehen.

 Dieses Leopardenfell hat der Zoll in Saarbrücken sichergestellt. Seit einigen Jahren häufen sich solche Funde. Foto: Iris Maurer

Dieses Leopardenfell hat der Zoll in Saarbrücken sichergestellt. Seit einigen Jahren häufen sich solche Funde. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer
 Diana Weis ist Zollbeamtin im Hauptzollamt Saarbrücken. Sie zeigt Objekte aus der Asservatenkammer. Foto: Iris Maurer

Diana Weis ist Zollbeamtin im Hauptzollamt Saarbrücken. Sie zeigt Objekte aus der Asservatenkammer. Foto: Iris Maurer

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Elefantenfüße als Schirmständer, Kobra in Reisschnaps, Tigerpenis als Potenzmittel und Kaviar als Gesichtsmaske - die Liste der vom Zoll beschlagnahmten Tier- und Pflanzenprodukte ist lang. Für Internetnutzer ist es oft sehr einfach, an solch exotische Artikel zu kommen. Mit einem Klick können sie sich im Web über eine der unzähligen Plattformen ein Krokotäschchen, eine Korall-Kette oder ein Nahrungsergänzungsmittel aus verbotenen Zutaten bestellen. Obwohl das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) festlegt, welche Arten geschützt sind - etwa 7000 Tier- und 28 000 Pflanzenarten stehen zurzeit auf der Liste - boomt im Internet der weltweite Handel mit geschützten Arten wie nie zuvor.

Laut Schätzungen des Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) bringt allein der ille-gale Handel mit Wildtieren jährlich über 13,8 Milliarden Euro ein. Damit liege der Wildtierhandel auf Platz vier der lukrativsten organisierten Verbrechen - gleich hinter dem Drogengeschäft, der Geld- und Produktfälschung sowie dem Menschenhandel. Immer wieder werden auch auf deutschsprachigen Online-Plattformen wie terraristik.com, ebay.de oder tiere.de bedrohte Tier- und Pflanzenarten angeboten. In einer sechswöchigen Untersuchung fand der IFAW in Deutschland 1666 Online-Angebote auf 13 Webseiten , in denen knapp 5000 Wildtiere und ihre Produkte zum Verkauf angeboten wurden.

Um gegen diesen illegalen Handel mit geschützten Arten besser vorgehen zu können, fand am vor Kurzem in Bonn ein Workshop statt, an dem zum ersten Mal sowohl das Bundesumweltministerium (BMUB), das Bundesamt für Naturschutz (BfN), der IFAW, als auch die Betreiber diverser deutschsprachiger Online-Plattformen teilnahmen. Gemeinsam suchten sie Möglichkeiten, den Handel mit geschützten Arten effektiver zu bekämpfen und in Zukunft noch besser zusammenzuarbeiten. "Die Internetplattform-Betreiber wollen sich deutlich vom illegalen Artenhandel auf ihren Seiten distanzieren", so Michael Müller-Boge, Artenschutzreferent im BfN. Das Problembewusstsein sei bei allen vorhanden und durch einen besseren Informationsaustausch sowie Schulungen für Betreiber wolle man alle Beteiligten für das Thema sensibilisieren.

Auch für Zollbeamte ist der illegale Online-Handel ein sensibles Thema, häufen sich doch in den vergangenen Jahren die Postsendungen, in denen geschützte Arten illegal ins Land eingeführt werden. Zollbeamtin Diana Weis vom Hauptzollamt Saarbrücken zeigt sichergestellte Sendungen - darunter befinden sich Elfenbeinfiguren und ein Leopardenfell aus Afrika, Fechterschnecken aus der Karibik, Kaviar aus Russland, Arzneimittel hergestellt aus bedrohten Pflanzen, sowie Schuhe, Gürtel und Taschen aus Krokodilleder.

"Mit der Zeit entwickelt man ein Gespür dafür, welche Sendungen auffällig sind und genauer untersucht werden müssen", sagt Weis. So gebe es in diesen Fällen oft Unstimmigkeiten beim Empfänger, Versender oder der Zollinhaltserklärung. Dabei werden nicht nur Produkte von geschützten Arten, sondern auch lebendige Exemplare vom Zoll beschlagnahmt. "Da braucht man manchmal Nerven aus Drahtseil, wenn einem eine Vogelspinne aus dem Päckchen entgegenkrabbelt", so Zollbeamtin Weis. Sie erinnert sich an einen besonders grausamen Fall, bei dem sechs Landschildkröten aus Spanien sichergestellt wurden - den Panzer mit Paketband verklebt und bereits zehn Tage unterwegs. "Die Schildkröten konnten gerade noch so gerettet und an einen Zoo weitergegeben werden", berichtet Weis. Dennoch gehörten Postensendungen mit lebenden Tieren eher zur Seltenheit.

2014 wurden bundesweit im Bereich des Artenschutzes fast 119 000 Tiere, Pflanzen und ihre Produkte vom Zoll sichergestellt. Dabei entfallen 25 Prozent auf den Postverkehr. Insgesamt hat der Zoll im vergangenen Jahr 852 Verstöße gegen den Artenschutz festgestellt. Um nicht selbst unwissend eine geschützte Art im Internet zu bestellen und ins Visier der Zollfahndung zu geraten, rät Weis, die Internetquelle genau zu prüfen. "Falls man sie dennoch nicht verifizieren kann und sich bei der Ware nicht sicher ist, sollte man im Zweifelsfall auf die Bestellung verzichten", so Weis.

Infos zum Artenschutz unter: www.cites.bfn.de

Speziell für Touristen: www.artenschutz-online.de

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