Einmal zum Mond und zurück

Die europäische Raumfahrtorganisation Esa ist beim nächsten, noch unbemannten Testflug der Orion-Raumkapsel der Nasa mit von der Partie. Sie baut das Versorgungsmodul der Orion, das bei den bemannten Missionen für die Astronauten lebenswichtig sein wird.

 Zu ihrem nächsten Testflug startet die Orion-Raumkapsel der Nasa mit einem in Europa gebauten Versorgungsmodul am Heck. Grafik: Nasa

Zu ihrem nächsten Testflug startet die Orion-Raumkapsel der Nasa mit einem in Europa gebauten Versorgungsmodul am Heck. Grafik: Nasa

Paris. Mit gut 20 Tonnen Masse ist ein Raumfrachter des Typs ATV (Automated Transfer Vehicle) der größte Brocken, den die europäische Raumfahrtorganisation Esa je zur Internationalen Raumstation geschickt hat. Mit rund einer halben Milliarde Euro pro Flug ist er auch in finanzieller Hinsicht ein Schwergewicht. So groß wie ein Bus, ist ein ATV ein fliegendes Lebenserhaltungssystem für die ISS . Es transportiert Treibstoff, Wasser, Lebensmittel und allerlei Versorgungsgüter zur Raumstation und dockt für ein halbes Jahr dort an.

390 Millionen Euro

Das unbemannte Raumfahrzeug ist ein Wunderwerk der Technik - es kann vollständig autonom fliegen und an der ISS ankoppeln. Keine andere Raumfahrtnation verfügt derzeit über diese Technologie. Doch enden die Missionen des Glanzstücks der europäischen Raumfahrttechnik wenig ruhmvoll. Wenn die fliegende Versorgungseinheit ihren Dienst erfüllt hat und ihre Vorräte erschöpft sind, mutiert der Hightech-Transporter zur Mülltonne. Er wird mit Abfall vollgestopft, abgekoppelt und verglüht bei seiner Rückkehr zur Erde in der Atmosphäre.

Mit dem Esa-Raumfrachter Georges Lemaître, er ist benannt nach dem Begründer der Urknalltheorie des Universums, ist derzeit das fünfte ATV an die ISS gekoppelt. Mit seinem heißen Ende in diesem Jahr endet auch dieses Kapitel der Raumfahrt. Statt einen sechsten Frachter zu bauen, steigen die Esa-Ingenieure nun als Juniorpartner bei einem Prestigeprojekt der US-Raumfahrtagentur Nasa ein. Sie konstruieren das Servicemodul der Orion, mit der die Nasa ab dem nächsten Jahrzehnt Astronauten zum Mond und vielleicht sogar zum Mars schicken will.

Die Orion, die Anfang Dezember ihren unbemannten Jungfernflug mit Bravour absolviert hat, soll beim zweiten, ebenfalls noch unbemannten Test im Jahr 2018 mit einem in Europa konstruierten Servicemodul ausgestattet werden. Seine Technik basiert auf dem ATV, so die Europäische Raumfahrtorganisation. Gebaut werden soll die 390 Millionen Euro teure Serviceeinheit vom Raumfahrtunternehmen Airbus Defence and Space.

In der Raumfahrt wird gern in Naturalien bezahlt - die Esa verrechnet das Projekt mit ihrem Anteil an den Betriebskosten der Internationalen Raumstation in den Jahren 2018 bis 2020, so Esa-Direktor Thomas Reiter . Die an die Apollo-Ära erinnernde Nasa-Kapsel Orion besteht aus einem Mannschaftsmodul und der europäischem Serviceeinheit (ESM), die über einen Adapter mit der Kapsel verbunden ist. Bei einem Kurzstreckenflug in eine niedrige Erdumlaufbahn kann eine Orion sechs Astronauten aufnehmen, bei Langzeitmissionen finden vier Astronauten Platz. Die Serviceeinheit ist für Missionen außerhalb der Erdumlaufbahn zwingend erforderlich. Sie enthält Antrieb, Energieversorgung und das Lebenserhaltungssystem für die Astronauten , so die Esa. Das ESM liefert Strom, Wasser und Atemluft für die Menschen an Bord.

Beim zweiten Orion-Testflug soll erstmals das von Airbus in Bremen gebaute ESM-Modul getestet werden. Bei dieser zehntägigen Mission (Exploration Mission 1) soll die unbemannte Orion den Mond umrunden und dann wieder auf der Erde landen. Dabei wird die Raumkapsel mit elf Kilometern pro Sekunde (rund 40 000 Kilometer pro Stunde) in die Atmosphäre eintauchen. Das ist die zehnfache Geschwindigkeit einer Gewehrkugeln. Kein Raumfahrzeug war jemals schneller.

Doch wie bei der Raumstation gilt auch hier: Vom Hightech-Gerät des Esa, das überhaupt erst das Leben an Bord der Raumkapsel ermöglicht, wird am Ende nichts bleiben. Dem Versorgungsmodul widerfährt das gleiche Schicksal, das auch den ATVs nach ihrer ISS-Mission beschieden war. Kurz vor der Landung trennt sich die Orion-Kapsel von ihrer Versorgungseinheit. Die verglüht darauf in der Atmosphäre, da auch ein ESM keinen Hitzeschutz besitzt, um den Wiedereintritt zu überstehen.

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