Uni-Senatoren verlangen mehr Mitsprache

Die Diskussion über die Zukunft der Saar-Universität spielt sich im Wesentlichen zwischen Uni-Leitung und Landesregierung ab. Das genügt dem Senat der Hochschule nicht mehr. In diesem Gremium wächst die Gruppe derer, die mehr Einfluss auf die Diskussion verlangen.

 Die Universität des Saarlands steht vor einer umfassenden Diskussion über ein neues Strukturkonzept. Diese Nachtaufnahme zeigt ein Gebäude der Pharmazie, die zu den wissenschaftlichen Aushängeschildern auf dem Saarbrücker Campus gehört. Foto: Bellhäuser

Die Universität des Saarlands steht vor einer umfassenden Diskussion über ein neues Strukturkonzept. Diese Nachtaufnahme zeigt ein Gebäude der Pharmazie, die zu den wissenschaftlichen Aushängeschildern auf dem Saarbrücker Campus gehört. Foto: Bellhäuser

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Saarbrücken. Wie soll die Zukunft der Saar-Universität aussehen? Auf diese Frage gibt es mittlerweile eine Reihe unterschiedlicher Antworten. Wobei auffällt, dass es bisher keine Stellungnahme der Uni-Gremien gibt. Das ist ein Fehler, kritisiert Professor Christian Wagner . Der Physiker ist Mitglied des Senats der Hochschule und vertritt dessen Positionen in der Öffentlichkeit. Es sei an der Zeit, eine gemeinsam getragene Zukunftsvision zu entwerfen, so Wagner. "Eine echte Diskussion darüber ist mit den Fächern niemals geführt worden." Was die Universität jetzt brauche, sei ein Konklave von Vertretern aller Fakultäten , "um sich unter den aktuellen Bedingungen über die Zukunft Gedanken zu machen". Wenn es der Hochschule dabei gelinge, "ein Programm aufzustellen, hinter dem wir alle stehen, dann wird die Politik dagegen nichts sagen können".

Das jüngste Konzept zur Hochschulentwicklung, das die neuen Haushaltszahlen der Landesregierung aufgreift, stammt vom Uni-Präsidium. Dieses am vergangenen Mittwoch im Senat präsentierte Papier sieht nur noch sechs statt bisher acht Fakultäten vor (wir haben berichtet). Es sei im Senat weitgehend positiv aufgenommen worden, so Christian Wagner . Widerstand gibt es allerdings in der jetzigen Fakultät für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, die geteilt werden soll. Aus der Abteilung Jura soll eine eigene Fakultät hervorgehen, die Wirtschaftswissenschaften sollen mit den Empirischen Humanwissenschaften verschmelzen. Professor Stephan Weth, Dekan der Fakultät, sieht keinen Sinn in dieser Zellteilung. "Ich will nicht als ewiger Verweigerer gelten", so Weth, aber der Aufwand dieser Aufspaltung sei immens, und bisher habe noch niemand schlüssig darlegen können, warum eine reine Jura-Fakultät künftig besser dastehen solle als eine, die mit den Wirtschaftswissenschaften verbunden bleibe.

Bei diesem Plan, so Uni-Präsident Volker Linneweber , hätten auch die "hohen Erwartungen des Landes an die Juristen" eine Rolle gespielt. Sprich: Die Staatskanzlei erwartet laut Hochschulentwicklungsplan in Zukunft einen Sonderforschungsbereich in den Rechtswissenschaften. Doch es sind genau diese "Erwartungen", die den Senat der Hochschule erzürnen, so Christian Wagner . "Die Universität leidet unter einer immensen Einflussnahme der Politik." Das habe der Senat im Januar auch bei einem Treffen mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer deutlich gemacht. Dabei sei es unter anderem um völlig unnötige Detailvorgaben im Landeshochschulentwicklungsplan gegangen, die der Hochschulautonomie widersprächen, so Christian Wagner .

Um politischem Druck aus der Landespolitik mehr Widerstand entgegensetzen zu können, sei es auch nötig, die Machtbalance auf dem Campus zu verschieben und zum Beispiel dem Senat mehr Einfluss zu verschaffen. Dessen Möglichkeiten sind bislang sehr begrenzt. Er entscheidet zwar über die Grundordnung der Hochschule und wählt auch deren Präsidenten, doch ansonsten hat er nichts zu melden. Zwar wird er bei Fragen der Hochschulentwicklung angehört, doch sein Votum bleibt praktisch ohne Konsequenzen. Wie die Position des Senats in der Hochschuldiskussion künftig aufgewertet werden könnte, soll nun in einer Arbeitsgruppe überdacht werden, so Wagner. Das Haushaltsrecht spiele dabei eine wichtige Rolle und auch Entscheidungsbefugnisse bei der Wahl der Vizepräsidenten.

Am kommenden Montag wollen die Senatsmitglieder der Hochschule in einer inoffiziellen Runde weiter über das Thema Zukunft debattieren, bevor der Universitätsrat bei seiner nächsten Zusammenkunft am Dienstag möglicherweise entscheidende Weichen der Hochschulentwicklung stellt. Bis Ende März will das Präsidium der Saar-Universität abschließend über die künftige Struktur der Hochschule entscheiden, bevor die Ziel- und Leistungsverhandlungen mit der Landesregierung beginnen.

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