„Schweigen bringt nichts!“

Saarbrücken · In einem Brandbrief an die Landesregierung haben Senat, Asta und Uni-Mitarbeiter vor massiven Konsequenzen der aktuellen Sparrunde an der Uni gewarnt. Eine Umfrage der SZ-Hochschulredaktion auf dem Campus zeigt, dass die Sorgen berechtigt sind: Eine Reihe von Studenten denkt darüber nach, die Hochschule zu wechseln. Heute und morgen plant der Asta eine Mahnwache vor dem Landtag.

Der Protest gegen die Sparmaßnahmen an der Saar-Universität geht in die nächste Runde. Heute ab acht Uhr planen die Studenten der saarländischen Hochschulen eine Mahnwache vor dem Saarbrücker Landtag. Zwei Tage wollen sie dort ausharren, während der Landtag über den Saar-Haushaltsplan 2015 und 2016 abstimmt.

"Auch Professoren und der Personalrat werden sich an der Mahnwache beteiligen", kündigt der Asta-Vorsitzende Govinda Sicheneder an. Während der Mahnwache sind zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen vor dem Landtag geplant. Eine Dozentin werde ihr Seminar vor den Landtag verlegen, sagt Sicheneder. Von 8 Uhr bis 10 Uhr ist heute eine Kundgebung geplant. Das Studentenwerk unterstütze die Aktion mit Suppe und warmen Getränken, einige Studenten und Mitarbeiter wollen sogar dort übernachten. "Das Programm können Studenten auf der Asta-Homepage abrufen", sagt Sicheneder.

Mit der Mahnwache fordert der Asta der Uni von der Landesregierung, die Sparlast für die Universität zu reduzieren. In einem Brandbrief haben Dekane, Asta und Uni-Mitarbeiter die Landesregierung vor knapp zwei Wochen aufgefordert, wenigstens die Personalkostensteigerungen bis 2020 zu übernehmen (wir haben berichtet). Sie warnen, dass die Qualität der Lehre und die Attraktivität der Hochschule unter den Einsparungen massiv leiden werde.

Die in dem Brief angesprochenen Themen halten viele Studenten der Saar-Uni für mehr als berechtigt. Das zeigt eine Umfrage der SZ-Hochschulredaktion auf dem Campus. "Das Ende meines Studiums ist wegen des Sparprogramms nicht mehr planbar", sagt die Kulturwissenschaftsstudentin Lisa Denneler. "Es ist deswegen unklar, ob einige Übungen stattfinden." Sie wollte eigentlich nächstes Semester ihr Studium beendet haben, doch jetzt sei das nicht mehr sicher. Für Denneler macht zwar ein Hochschulwechsel keinen Sinn mehr, aber sie sagt auch: "Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mir überlegt an der Saar-Uni zu studieren."

Hannah Jonzyk studiert historisch orientierte Kulturwissenschaften (HOK). Sie fürchtet um ihren Masterabschluss an der Uni. "Ich kann die Hochschule nicht wechseln, deshalb beeile ich mich mit meinem Studium", sagt sie. Die Sparmaßnahmen bekomme sie schon jetzt deutlich zu spüren. "Die Öffnungszeiten der Institutsbibliothek haben sich geändert, Lehrstühle fallen weg und werden nicht ersetzt."

Viele Geschichtsstudenten klagen über die Öffnungszeiten der Bibliothek. "Die Institutsbibliothek der Geschichte ist eine Präsenzbibliothek, das heißt, dass die Bücher nicht ausgeliehen werden dürfen. Wenn die Lehrveranstaltungen zu Ende sind, dann hat die Bibliothek schon zu. Damit nimmt man uns die Grundlage zum Studieren", erklärt Saskia Leidinger, die Kunstgeschichte studiert.

"Die Dozenten sind total überlastet. Sie haben keine Hilfswissenschaftler mehr und müssen sich um viel mehr Studenten kümmern", sagt die Theologiestudentin Julia Löwe. "In der Germanistik fallen wichtige Tutorien weg, zum Beispiel eines über wissenschaftliches Schreiben."

Für einige Studenten sind diese Einschränkungen tatsächlich ein Grund, die Hochschule zu verlassen. "Nach meiner Zwischenprüfung nächstes Semester kann ich wechseln", sagt der Jurastudent David Benner. In seinem Studium gibt es neben Vorlesungen Arbeitsgruppen, die für die Studenten sehr wichtig seien. "Da lernen wir wirklich was. Aber die Qualität der Lehre sinkt." Seien früher 30 Studenten in einer Gruppe gewesen, seien es jetzt teilweise 70. Dozenten und Professoren will Maria Cutulle, die Musikwissenschaften studiert, für die Probleme nicht verantwortlich machen. "Die sind supergut", lobt sie. "Bei uns gehen teilweise die Heizungen nicht. Ich habe zwei Stunden in meiner Jacke im Seminarraum gesessen. Die Hochschule wechseln würde sie allerdings auf keinen Fall. "Solange mein Fach bleibt, bleibe ich!"

Auch der Mechatronik-Student Ralf Derr will bleiben. Er wird ab nächstem Semester an der Uni promovieren: "Ich habe Bedenken, aber das ist für mich kein Grund wegzugehen." Vom Brandbrief der Uni-Vertreter haben übrigens nur wenige Studenten auf dem Campus etwas gehört, zeigt die Umfrage. Von den Aktionen des Asta komme bei den Studenten recht wenig an, erklärt der Student Andreas Schnieders. Trotzdem hält er den Brief grundsätzlich für eine gute Sache. "Es kann nicht schaden, wenn offizielle Stellen sich zu Wort melden." Viele sind der gleichen Meinung - so auch Lisa Denneler. "Schweigen bringt nichts!", sagt die Studentin.

asta.uni-saarland.de

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