Römisches Rätsel auf dem Campus

Saarbrücken · Altertumswissenschaftler der Saar-Uni buddeln hinter dem Mathe-Gebäude nach einem römischen Bauwerk. Nach den ersten Funden gibt es nun Indizien, dass es sich um einen antiken Tempel handeln könnte.

 Die Studenten Svenja Simon und Niclas Prantner (v.l.) graben auf dem Saarbrücker Campus der Saar-Uni nach den Überresten eines römischen Gebäudes. Sie haben Steine gefunden, die auf eine Tempelanlage hindeuten. Foto: Schlichter

Die Studenten Svenja Simon und Niclas Prantner (v.l.) graben auf dem Saarbrücker Campus der Saar-Uni nach den Überresten eines römischen Gebäudes. Sie haben Steine gefunden, die auf eine Tempelanlage hindeuten. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Mit Schaufel und Eimer bewaffnet gehen sie ans Werk: In unmittelbarer Nähe des Mathematik-Gebäude auf dem Campus der Saar-Uni buddeln und graben derzeit sieben Studenten zusammen mit dem Professor der Altertumswissenschaften Rudolf Echt nach den Überresten eines antiken Gebäudes. Drei Wochen lang wird von Montag bis Samstag täglich acht Stunden gegraben. Jeder Fund wird ausgemessen und aufgezeichnet. Danach gibt es noch zwei Stunden theoretische Unterweisung im Seminarsaal, in dem die Studenten ihre Funde dokumentieren und Grabungstagebücher führen.

Nur wenn es regnet wird nicht gebuddelt. "Bei Regen vermatscht man mehr, als man an Klarheit gewinnt. Und aufzeichnen und dokumentieren können wir bei Regen auch nichts", erklärt Echt.

Der Wissenschaftler ging zu Beginn davon aus, dass der größte Teil des erhaltenen Bauwerks unberührt und unerkannt im Boden liegt. Größe und Datierung der Anlage sind noch nicht möglich. Die Studenten haben jedoch ein Areal von 30 Meter auf 34 Meter abgesteckt. Nach den ersten Tagen hat die Gruppe zwar einige Funde gemacht, allerdings teilweise andere als erwartet. Echt erklärt: "Das, was ich bis jetzt gesehen habe, wäre für eine römische Villa höchst untypisch. Es ist ein wahres Mysterium." Und genau das mache es jetzt spannend. Neben einigen Scherben und reichlich Fragmenten von Tonziegeln haben Echt und seine Studenten große, zentnerschwere Sandsteine gefunden, zwei Meter lang und etwa 30 Zentimeter breit.

Das sei kein typisches römisches Mauerwerk, sagt Echt. Er möchte jedoch nach den ersten paar Tagen noch keine Prognose wagen, was es mit den riesigen Steinen auf sich haben könnte. Zunächst müsse man abwarten, was noch alles gefunden werde. Echts Mitarbeiter am Institut, Frank Fecht, erklärt: "Solche Sandsteinplatten deuten auf einen Tempel hin." Bislang sei jedoch noch nichts gefunden worden, was die Tempeltheorie bestätigt. Würden beispielsweise Teile einer Statue gefunden, so würde das die Annahme des Tempels untermauern. Sowohl Echt als auch Fecht sind inzwischen überzeugt, dass es sich nicht - wie ursprünglich angenommen - um ein Landhaus handelt.

Rudolf Echt fiel die Stelle bei mehreren Waldspaziergängen in der Mittagspause auf. Daraufhin informierte er sich beim Landesdenkmalamt in Reden und erfuhr, dass er nicht der Erste war, der im Wald der Universität einen interessanten Fund witterte.

Bereits im Jahr 1847 hatte ein Förster namens Lamarche Ausgrabungen an der Stelle durchgeführt. Später haben dort nochmals Hobbyforscher gegraben, zuletzt im Mai 1987 ein Lehrer mit seinen Schülern.

Vor genau 50 Jahren hatte auch bereits einmal ein Wissenschaftler der Saar-Uni sein Interesse an einer Ausgrabung hinterm Mathe-Gebäude bekundet: Rolf Hachmann. Der damalige Direktor des Instituts für Vor- und Frühgeschichte, an dem heute Rudolf Echt arbeitet, schrieb 1965 einen Brief an den Rektor der Saar-Uni. Darin erklärte er, dass sich an der entsprechenden Stelle vermutlich Ruinen einer römischen Villa befinden würden. Und dass sich nach der Ausgrabung und Freilegung der Anlage eine Einrichtung als Freilichtmuseum lohnen könnte.

Echts Ziel ist es unter anderem unberührte Fragmente auszugraben. Allerdings förderte die Gruppe unter anderem Plastiktüten zu Tage. "Das ist natürlich ein Zeichen dafür, dass die Stelle nicht unberührt ist. Ich gehe davon aus, dass die Plastiktüten von den Grabungen aus dem Jahr 1987 stammen," sagt Echt.

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