Neuer Studiengang Cybersicherheit: Die Saar-Uni bittet zum Hacker-Seminar

Saarbrücken · Immer wieder machen große Datendiebstähle im Internet Schlagzeilen. Der neue Studiengang Cybersicherheit an der Saar-Uni soll Studenten ausbilden, um die digitalen Raubzüge zukünftig besser vermeiden zu können.


Daten - egal ob von Internetunternehmen oder privaten Nutzern - sind bares Geld wert. Das wissen auch Cyberkriminelle und gehen im Web immer wieder auf die Jagd nach prall gefüllten und schlecht geschützten Datenbanken . Erst kürzlich haben russische Hacker 1,2 Milliarden Nutzerdaten von über 480.000 Internetseiten gestohlen. Im April diesen Jahres wurde bekannt, dass 18 Millionen Zugangsdaten zu verschiedenen Online-Diensten im Web aufgetaucht sind - ebenfalls von Hackern erbeutet.

Um solche digitalen Raubzüge in Zukunft besser verhindern zu können, wird an der Universität des Saarlandes zum kommenden Wintersemester 2014/15 im Fachbereich Informatik der neue Bachelor-Studiengang Cybersicherheit eingeführt.

"Die IT-Sicherheit wird immer noch stiefmütterlich behandelt, auch in der Informatik ", erklärt Stefan Nürnberger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Datensicherheit und Kryptographie von Professor Michael Backes. Hier ist der Studiengang angesiedelt. Es sei immer wieder erstaunlich, wie leicht Systeme und Geräte angreifbar seien: "In den meisten Fällen brauchte es nicht mal ausgereifte Angriffe. Die Daten waren einfach nur schlecht geschützt", so Nürnberger. An diesem Punkt wolle man mit dem neuen Studiengang ansetzen. "Es ist wichtig zu verstehen, warum etwas schlecht geschützt ist", sagt Nürnberger - und das funktioniert am besten, wenn die Studenten selbst Systeme hacken.

Schutzmaßnahmen von Netzwerken und Datenbanken zu überwinden, wird deshalb ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Ausbildung sein: "Wir werden Hacker-Seminare anbieten, in denen wir in kontrollierten Rahmenbedingungen angreifbare Betriebssysteme und kabellose Netzwerke bereitstellen, die von den Studenten analysiert und deren Sicherheitsmaßnahmen überwunden werden sollen", erklärt Nürnberger. Nur wer wisse, wie ein Sicherheitssystem ausgetrickst werden kann, könne es auch entsprechend verbessern, so Nürnberger.

Neben dem Hacken lernen die Studenten in dem auf sechs Semestern angelegten Studiengang aber auch die klassischen Grundlagen aus der Mathematik und Informatik . Der Schwerpunkt liegt aber ganz deutlich im Bereich der Kryptographie (dem Verschlüsseln von Informationen), des Datenschutzes und der Datensicherheit . "Außerdem gehört auch eine juristische Ausbildung dazu", erklärt Stefan Nürnberger. Die sei notwendig, um den Studenten zu erklären, wo ihre Grenzen liegen und in welchem Rahmen sie sich bei ihren Forschungen und Arbeiten bewegen dürfen.

Die Studenten sollen zudem lernen, Programme und Sicherheitssoftware schon während der Entwicklung so zu gestalten, dass sie auch wirklich sicher sind. "Es dürfen sich schon beim Schreiben des Programmcodes keine Fehler einschleichen", mahnt Nürnberger. Die großen Datendiebstähle der letzten Jahre seien zum Großteil schlicht auf schlampige Programmierung zurückzuführen gewesen. Gleichzeitig soll auch die sogenannte Usable Security ein wichtige Rolle im Studiengang spielen. "Dabei geht es darum, dass Programme so entwickelt werden, dass Nutzer sie intuitiv sicher verwenden", erklärt Nürnberger.

Vorkenntnisse seien für all das nicht notwendig. "Alles was sie für das Studium brauchen, lernen die Studenten bei uns", sagt Stefan Nürnberger. Auch eine Zulassungsbeschränkung gibt es nicht. Jeder Abiturient kann sich für den Bachelor-Studiengang über die Online-Immatrikulation der Saar-Uni bewerben. Allerdings sollten angehende Studenten ein Interesse für das algorithmische Lösen komplexer Probleme mitbringen. Gute Mathekenntnisse und ein abstraktes Denkvermögen sind ebenfalls von Vorteil. Wer herausfinden möchte, ob ihm die Themen des Studiengangs liegen, kann sich auf der Seite cybersicherheit.uni-saarland.de mit Aufgaben aus der Kryptographie selbst testen.

Auf dem Arbeitsmarkt seien die zukünftigen Absolventen jetzt schon heiß begehrt: "Firmen fragen an unserem Lehrstuhl immer wieder nach genau solchen Leuten. Der Bedarf ist groß", sagt Nürnberger.

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