Millionen für die Forschung

Homburg · 16 Millionen Euro gab's vom Bund, 20 Millionen legte das Land drauf. Dafür bekamen die Biophysik und Physiologie in Homburg ein neues Forschungsgebäude. Hier wird Spitzenforschung betrieben: Zwei Sonderforschungsbereiche der Saar-Uni sind hier untergebracht.

 Gestern wurde das Centrum für Integrative Physiologie und Molekulare Medizin in Homburg eingeweiht. 4000 Quadratmeter stehen für Labore zur Verfügung. Foto: Wolf

Gestern wurde das Centrum für Integrative Physiologie und Molekulare Medizin in Homburg eingeweiht. 4000 Quadratmeter stehen für Labore zur Verfügung. Foto: Wolf

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. Die Studenten waren die ersten, die zielstrebig das neue Gebäudes erobert haben. Wenn auch nur äußerlich. Denn nirgendwo stehen so wunderbar warme Steinbänke mitten im Rasen wie am Centrum für Integrative Physiologie und Molekulare Medizin (CIPMM).

Gestern wurde nach dreijähriger Bauzeit das über 4000 Quadratmeter große Forschungsgebäude auf dem Homburger Universitätscampus eröffnet. In dem lichten, dreigeschossigen Neubau werden Wissenschaftler der Fachrichtungen Physiologie und Biophysik auf Spitzenniveau forschen - zwei der insgesamt fünf Sonderforschungsbereiche (SFB) der Saar-Universität sind hier untergebracht. In den beiden SFBs geht es um Signalverarbeitung zwischen Zellen: "Wir versuchen, herauszubekommen, wie Nerven, Hormone, das Immunsystem und das Gehirn miteinander kommunizieren", erklärte einer der Gründungsdirektoren, der Physiologe-Professor Frank Zufall gestern bei der Einweihungsfeier.

Zur Eröffnung des rund 36 Millionen Euro teuren Forschungsgebäudes war auch Johanna Wanka , Bundesministerin für Bildung und Forschung , eigens nach Homburg gekommen. "Ich bin nicht nur hier, weil der Bund Geld gegeben hat", sagte sie in ihrer Rede, "sondern auch, weil mir die Grundlagenforschung in Deutschland am Herzen liegt. Ohne Grundlagenforschung ist ein Land wissenschaftlich tot." Begleitet wurde Johanna Wanka von Universitätspräsident Volker Linneweber und der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die die Begrüßung übernommen hatte. Was sie, angesichts der 20 Millionen Euro , die das Saarland noch auf die 16 Millionen des Bundes drauf gepackt hatte, auch gerne tat: "Spitzenforschung an der Saar ist gewollt und gebraucht", betonte sie. Obwohl das Saarland "viel hartes Brot" zu kauen habe, so habe sie doch nie ernstlich Empfehlungen des Wissenschaftrates für Schließungen in der Medizin erwogen. Zumal die Medizin zusammen mit der Informatik eine internationale Spitzenstellung einnehme.

Der Chemie-Professor Jens Rettig neben Frank Zufall der zweite Gründungsdirektor des CIPMM, nahm das Thema denn auch zum Anlass, um zu betonen, dass man sich "auch in einem kleinen gallischen Dorf gegen die übermächtigen Römer durchsetzen kann". Die Römer, das sind in diesem Vergleich die großen und reichen Universitäten, das gallische Dorf, das ist Homburg und sein Anspruch, am ganz großen Forschungsrad mitzudrehen. 700 Millionen Euro verteilt der Bund an die Länder zur Finanzierung von Forschung und Lehre, doch 300 Millionen lagern in einem gesonderten Fördertopf und werden nur an die besten wissenschaftlichen Projekte verteilt.

Die Begehrlichkeiten, an dieses Fördergeld zu kommen, sind groß, doch "wir trauten uns, unseren Anspruch anzumelden", wie Rettig sagte. Und Homburg gewann: "Von 52 eingereichten Anträgen wurden 17 positiv beschieden, wir landeten auf Platz sieben", so Rettig - und fügte gleich hinzu, warum es sich lohne, in diesem "kleinen gallischen Dorf" zu bleiben: "Es ist großartig in Homburg . Unsere Zusammenarbeit ist fantastisch, die Mitarbeiter sind wunderbar, wir arbeiten hart, aber mit viel Freude. So konnten wir bis jetzt gegen die römische Übermacht bestehen."

Annegret Kramp-Karrenbauer hörte es sicher gerne. Dennoch: 20 Millionen Euro Forschungsfinanzierung sind für das Saarland kein Pappenstiel. Weniger dürfe es aber auf keinen Fall werden. "Ich komme ohnehin schon mit einem Fünftel des Forschungsgeldes meiner Kollegen an reichen Universitäten aus", so Rettig. "Das gallische Dorf darf nicht fallen."

 Professor Jens Rettig, Unipräsident Volker Linneweber, Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, Professor Michael Menger, Landrat Theophil Gallo und die Hochschulkoordinatorin der Staatskanzlei Susanne Reichrath (v.l.) vor dem neuen Forschungsgebäude. Foto: Wolf

Professor Jens Rettig, Unipräsident Volker Linneweber, Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, Professor Michael Menger, Landrat Theophil Gallo und die Hochschulkoordinatorin der Staatskanzlei Susanne Reichrath (v.l.) vor dem neuen Forschungsgebäude. Foto: Wolf

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Auf einen BlickDie Bauzeit betrug rund drei Jahre. An den Gesamtkosten (inklusive Erstausstattung) von 36,4 Millionen Euro beteiligte sich der Bund mit rund 15,8 Millionen Euro , den Rest bezahlte das Land. Vertreten sind der Sonderforschungsbereich 894 "Ca2+-Signale: Molekulare Mechanismen und Integrative Funktionen" und der Gemeinschafts-SFB 1027 "Physikalische Modellierung von Nichtgleichgewichtsprozessen in biologischen Systemen."

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