Magnet Materialwissenschaft

Saarbrücken · Der Saarbrücker Student Kai Rochlus ist seit 2014 Bundesvorsitzender der Fachschaften der Materialwissenschaften und Werkstofftechnik. Er will seine Fachrichtung für Studenten attraktiver machen. Das Sparprogramm an der Saar-Uni sei dabei aber alles andere als hilfreich, so seine Kritik.

 Der Student Kai Rochlus untersucht neue Materialien für die Industrie. Als Fachschaftler möchte er andere mit seiner Begeisterung für die Materialwissenschaften anstecken. Foto: Schlichter

Der Student Kai Rochlus untersucht neue Materialien für die Industrie. Als Fachschaftler möchte er andere mit seiner Begeisterung für die Materialwissenschaften anstecken. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Der Saarbrücker Materialwissenschaftsstudent Kai Rochlus engagiert sich für sein Studienfach wie kaum ein Anderer. Er ist Bundesvorsitzender seiner Fachschaft und setzt sich dafür ein, die Lehrbedingungen in ganz Deutschland zu verbessern. Und er möchte die Materialwissenschaften, deren Studienkapazitäten nie ganz ausgelastet sind, bekannter machen. "Viele haben keine konkrete Vorstellung, was wir machen - das wollen wir ändern", sagt der 23-jährige aus Wadgassen.

Internationaler Austausch

An der Saar-Universität sieht er die Materialwissenschaften bisher insgesamt sehr gut aufgestellt: "Wir haben nicht nur in Deutschland, sondern auch international eine sehr gute Reputation", sagt Rochlus und verweist auf die Europäische Schule für Materialforschung mit ihrem Master-Programm, das die Saar-Uni mit Universitäten in Barcelona, Nancy und dem schwedischen Lulea vernetzt. Bei diesem Amase genannten Programm muss jeder Master-Student an zwei der vier Unis mindestens ein Semester verbringen und dort in einem internationalen Team auch die jeweilige Landessprache lernen. "Dadurch zieht es Studenten aus aller Welt nach Saarbrücken in die Materialforschung, auch aus Mexiko, USA und Argentinien. In Deutschland ist das einzigartig."

Mit der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde (DGM) organisiert Rochlus auf bundesweiter Ebene Workshops für Studenten, die dabei lernen, wie man sich nach dem Studium richtig bewirbt. Dazu organisiert er auch sogenannte Science Slams, bei denen Studenten ihr Forschungsthema auf humorvolle Art der Öffentlichkeit vorstellen können. Zudem setzt er sich dafür ein, dass Studenten bei einem Hochschulwechsel die erbrachten Leistungen leichter angerechnet werden können. "Da gibt es noch viele Probleme. Teilweise wird verlangt, dass man ein Fach nachholt, obwohl man de facto schon das Gleiche an seiner alten Uni gemacht hat. Dadurch müssen viele den Bachelor fast zur Hälfte nochmal machen", sagt Rochlus.

Durchschnittlich fünf Stunden in der Woche ist Rochlus mit seinen Aufgaben in der Fachschaft beschäftigt, wenn Veranstaltungen anstehen, seien es auch mehr. Ein Zeitproblem habe er deswegen nicht. Zwischen Menschen zu vermitteln mache ihm großen Spaß, erklärt er sein Engagement. In erster Linie gehe es ihm darum, "Probleme anzupacken, Dinge zu verändern und zwischen den Studenten und den Professoren zu vermitteln." Dafür veranstaltet er mit seiner Fachschaft monatlich ein sogenanntes Professorium, bei dem Studenten von ihren Dozenten über alle wichtigen Entwicklungen innerhalb des Studiengangs informiert werden. Der gute Ruf der Materialwissenschaften an der Saar-Universität liege vor allem an der Breite der Lehre, meint Rochlus. Doch genau da soll im Rahmen der Sparmaßnahmen nun der Rotstift angesetzt werden. "Die Breite unserer Ausbildung macht die Saarbrücker Materialwissenschaft so bedeutend. Ich habe aber das Gefühl, dass unser Fach Stück für Stück abgebaut wird", fürchtet er.

Angefangen habe diese Entwicklung damit, dass der Lehrstuhl für Polymerwerkstoffe im vergangenen Jahr nicht neu besetzt wurde. Auf dem Papier existiere der Lehrstuhl zwar noch, jedoch stehe ihm kein Professor mehr vor. Zwar befasse sich auch noch ein anderer Lehrstuhl mit diesem Thema, aber auch bei diesem sei derzeit nicht sicher, ob er nach der Emeritierung des jetzigen Inhabers fortgeführt werde.

Die Fachschaft wird aktiv

"Dadurch geht uns natürlich vieles an Breite verloren. Letztendlich leidet unser Ruf darunter", erklärt Rochlus, der die Kürzungen an der Saar-Uni zum Teil für verantwortungslos hält. Er fürchtet, dass sich das auch in der Rangliste des Centrums für Hochschulentwicklung, dem sogenannten CHE-Ranking, niederschlagen werde, wo die Universität des Saarlandes zurzeit auf Platz fünf steht.

"In der ganzen Spardebatte wird einfach zu wenig mit den Leuten von der Basis geredet, also mit den Professoren oder den Studenten. Da wird mir zu willkürlich entschieden und gehandelt, ohne die genauen Hintergründe zu kennen." Deshalb will Rochlus künftig mit seiner Fachschaft stärker gegen die Sparmaßnahmen an der Universität vorgehen.

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