Christopher Street Day - Karneval im Juli

Riesige Drag Queens, kleine Teufel, Männer auf Seepferdchen, Meerjungfrauen, Engel und in engen Lack und enges Leder gehüllte schlanke Körper. Karnevalsstimmung im Juli. Und schon jede Menge Zuschauer auf dem Vorplatz der Saarbrücker Congresshalle. Sie wollen die Parade der Schwulen, Lesben und Transsexuellen durch Saarbrückens Innenstadt von Anfang an sehen

Riesige Drag Queens, kleine Teufel, Männer auf Seepferdchen, Meerjungfrauen, Engel und in engen Lack und enges Leder gehüllte schlanke Körper. Karnevalsstimmung im Juli. Und schon jede Menge Zuschauer auf dem Vorplatz der Saarbrücker Congresshalle. Sie wollen die Parade der Schwulen, Lesben und Transsexuellen durch Saarbrückens Innenstadt von Anfang an sehen. Familie Hien aus Quierschied ist zum dritten Mal beim Christopher Street Day (CSD). "Die Atmosphäre ist super und vor allem friedlich", sagt Thomas Hien. Er hat seine Frau und zwei Kinder dabei. Wie erklärt man denen das bunte Treiben, wie erklärt man ihnen, dass Männer Männer und Frauen Frauen küssen? "Besser als hier kann man Kindern das ja wohl nicht erklären", sagt der Familienvater. Pünktlich um 15 Uhr setzt sich der Umzug mit seinen 21 Wagen und Fußgruppen in Bewegung. "Verliebt, verlobt, verarscht? Gleichstellung jetzt - keine halben Sachen!" ist das Motto. Der Lesben- und Schwulen-Verband Deutschland (LSVD) will damit die Gleichstellung von eingetragenden Lebenspartnerschaften mit der Ehe im Einkommensteuerrecht, bei der Erbschaftsteuer und im Beamtenrecht im Saarland einfordern. Aber nicht für alle ist der CSD ihr Tag. Es gibt Homosexuelle, die ein gespaltenes Verhältnis dazu haben: "Es ist ein bisschen wie ´Homo-Zoo, da gehen ganze Familien mit Kind und Oma hin, um mal zu schauen, wie lustig bunt die Tucken so sind." Das sagt ein junger Mann, der nicht genannt werden möchte. Auch Liesa Knecht aus Zweibrücken sieht den CSD nicht völlig unkritisch. Ihrer Meinung nach haben besonders Lesben Schwierigkeiten, sich zu präsentieren. Die schwulen Jungen und Männer hätten oft weniger Probleme. Für die mehr als zehntausend Zuschauer zählt nur das bunte Bild. In der Bahnhofstraße sehen sie Männer in Polizeiuniformen des New York Police Department, die mit anzüglichen Gesten vor den gezückten Kameras posieren. Ein älterer Herr schüttelt den Kopf. "Was hier abgeht, ist nicht normal. Ich habe ja nichts gegen Gleichberechtigung, aber was die vielen Kinder hier sehen müssen, das geht einfach nicht." Die meisten Zuschauer aber sind vom CSD begeistert. Martha Kohlei aus Dudweiler findet: "Die Stimmung ist super." Und Susanne Gauder aus Saarbrücken sagt: "Ich finde es gut, dass sich Homosexuelle an diesem Tag so offen zeigen können, das sollte immer möglich sein." Und wie sehen das homosexuelle Pärchen? Florian und Björn finden, dass am Christopher Street Day die Party über der politischen Botschaft steht. Den CSD findet der 22-Jährige wichtig, weil Jüngere, die sich noch nicht geoutet haben, sehen können, wie vielfältig die Szene ist. Viele Pärchen wissen aber, dass es mit der Toleranz vorüber ist, wenn der CSD vorbei ist. "Wir würden in der Bahnhofstraße keine Zärtlichkeiten austauschen. Da wird man schnell angemacht", sagt ein eng umschlungenes jugendliches Pärchen. Und direkt nach dem letzten Wagen der Parade fährt bereits die Kehrmaschine der Stadtreinigung durch die Bahnhofstraße. Nach kurzer Zeit ist von dem Umzug nicht mal mehr ein Schnipsel Papier zu sehen.

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