„Hilfsbereit und zuverlässig“

Habkirchen · Anton Reitz

 Anton Reitz

Anton Reitz

Foto: privat

Anton Reitz, Jahrgang 1920, wurde in Saarbrücken geboren. Er ist der Sohn von Therese Reitz, die als Schneiderin arbeitete, und des Reichsbahnbeamten Jakob Reitz. Sohn Anton besuchte die Volksschule bis 1934 und anschließend zwei Jahre eine Handelsschule in Saarbrücken.

Er war 16 Jahre alt, als er bei der Deutschen Reichsbahn in Saarbrücken eine Ausbildung als Beamter im Mittleren Dienst begann, die er 1938 abschloss. Er wurde zur Marine eingezogen, zum Funker ausgebildet. Sein letzter Dienstrang war "Oberfunkmaat". Während des Krieges war er erst auf einem U-Boot und später auf einem Zerstörer im Einsatz. In Danzig lernte er 1942 seine spätere Ehefrau Charlotte Schiff kennen. Die beiden trafen sich immer wieder, schrieben sich Liebesbriefe, wenn er im Einsatz war. Sie war "Friseurin", lebte in Danzig. Die beiden heirateten am 18. April 1944, katholisch. Noch war Danzig eine ruhige Stadt. Sie gingen tanzen, amüsierten sich.

Dann das Kriegsende. Zigtausende flohen vor der russischen Armee aus Ostpreußen und Mecklenburg-Vorpommern, aus den Häfen und Städten Richtung Westen. Ehefrau Charlotte Reitz schlug sich per Anhalter nach Saarbrücken durch. Und Ehemann Anton Reitz wurde zunächst in einem Auffanglager in Hamburg festgehalten, bis er 1946 in seine Heimatstadt Saarbrücken weiter reisen konnte und dort seine Frau Charlotte wieder traf. Die Eheleute Charlotte und Anton Reitz lebten in Saarbrücken, wohnten auf dem Rodenhof zur Miete. 1947 wurde Sohn Dieter und 1953 Tochter Angelika geboren. Vater Anton Reitz arbeitete wieder bei der Eisenbahn, nun als "Betriebsinspektor", erst bei der Reichsbahn, und später bei der Deutschen Bundesbahn in Saarbrücken.

Seine Tochter Angelika, und seine Enkeltochter Isabelle, Jahrgang 1984, und ich sitzen zusammen und reden über einen Mann, der ein hilfsbereiter und vielseitig interessierter Mensch und Vater und ein zuverlässiger Beamter war. Anton Reitz war Mitglied in der CDU, war acht Jahre Schöffe beim Amtsgericht und Mitglied in der Eisenbahngewerkschaft. "Und das schon, seitdem er 16 Jahre alt war", sagt seine Tochter Angelika. "Und er hatte ein großes Hobby: Fußball. Von 1962 bis 2010 war er Mitglied im ESV, im Eisenbahner-Sport-Verein."

Tochter Angelika hat aufgeschrieben, was er alles für seinen Fußballverein ESV Saarbrücken geleistet hat: Von 1962 bis 1978 war er Jugendleiter und Schriftführer, von 1978 bis 1992 Kassierer und zeitweise Geschäftsführer im ESV Saarbrücken, von 1967 bis 2009 Kassenprüfer im Vorstand des Bezirks Saarbrücken im Verband Deutscher Eisenbahner Sportvereine. Von 1950 bis 1988 war er 3. Vorsitzender der Ortsstelle Saarbrücken im Bundesbahn Sozialwerk. "

Und sonst? Was gab es außer Eisenbahn und Fußball sonst noch im Leben Ihres Vaters?", frage ich. "Wie lief das Familienleben? Urlaub? Hab ihr gefeiert? Was habt ihr sonst unternommen?"

"Mein Vater war kontaktfreudig, geradeaus. Er war kein Schwätzer und kein ‚Wichtigtuer'. Wir waren regelmäßig im Urlaub. In den sechziger und siebziger Jahren an der Ostsee und in Südtirol mit unserem Opel Kadett. 1980 wurde er pensioniert. Nun hatte er noch mehr Zeit für seine Familie "

Der erste schwere Schicksalsschlag für die Familie war 1984 der Tod des Vaters von Enkeltochter Tochter Isabelle: "Sein Tod hat uns alle schwer getroffen." Enkeltochter Isabelle sagt: "Seit dem Tod meines Vaters waren mein Opa Anton und meine Mama meine wichtigsten Ansprechpartner. Mein Opa hat mir geholfen, wo er konnte. Er hat mich betreut. Meine Mutter arbeitete ja ganztags, musste ja auch Geld verdienen. Mein Opa hat mit mir Hausaufgaben gemacht. Ich spielte Tennis, ging in Bübingen reiten, hatte Klavierstunde. Mein Opa fuhr mich überall hin, auch in das Ludwigsgymnasium."

2003 starb Charlotte Reitz, seine Frau. Anton Reitz war nun Witwer. Seine Tochter Angelika: "Er trauerte. Die beiden waren 59 Jahre verheiratet."

2012 - nun war er 92 Jahre alt - stellte Anton Reitz fest, "dass ich nicht mehr allein in einer Wohnung leben kann." Er war behindert, konnte nicht mehr gehen, hatte Herzbeschwerden. Er zog in ein "Betreutes Wohnen"-Appartement in Saarbrücken. Enkeltochter Isabelle: "Unser Familienleben war aber nach wie vor sehr eng. Er gab das Autofahren auf. Ich ging mit ihm einkaufen, kümmerte ich um ihn. Wir waren gemeinsam unterwegs. Er kam aus dem Krankenhaus, wollte nicht mehr essen, war hingefallen, legte sich dann ins Bett, sagte: "Ich war lang genug allein. Ich will wieder zu meiner Frau." Er starb um drei Uhr nachts in seinem Appartement."

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