„Er war eine Art Urgestein“

Biesingen · Kurt Krill

 Kurt Krill

Kurt Krill

Foto: privat

Kurt Krill, Jahrgang 1951, ist der älteste von fünf Brüdern. Sein Vater Alois Krill war Bergmann, arbeitete unter Tage in der Grube Luisenthal. Seine Mutter Ros kümmerte sich um den Haushalt und die fünf Kinder und betrieb noch eine kleine Nebenerwerbs- Landwirtschaft. Die Familie lebte in Biesingen.

Der kleine Kurt wurde 1957 in Biesingen eingeschult, besuchte bis 1966 die Grundschule und absolvierte dann eine dreijährige Lehre als Dreher, die er 1969 mit der Gesellenprüfung abschloss. 1974 wechselte er zu den Saarbergwerken, arbeitete in seinem Beruf als Dreher. 1971 lernte er Gabriele, gerade 18 Jahre alt, kennen. Sie war zu Besuch bei ihrer Großmutter. Es war Liebe auf den ersten Blick. Die beiden heirateten 1972 in Rockershausen in der katholischen St. Elisabeth-Kirche. Die Braut ganz in Weiß, der Bräutigam im dunklen Anzug. Gefeiert wurde im Bürgerhaus. Die Ehefrau: "Es war eine schöne Feier. Wir lebten die ersten drei Jahre in Rockershausen bei den Schwiegereltern, bauten mit der Hilfe meines Schwiegervaters Johann, Geschwistern und Freunden unserer Haus in Biesingen, in das wir 1977 einzogen."

Und in diesem Haus in Biesingen sitzen wir, Ehefrau Gabriele, Sohn Dominic, Tochter Dorothee, und Tochter Franziska und ich und reden über einen hilfsbereiten Menschen, über Kurt Krill: "Mein Mann wollte meine vielseitigen Wünsche erfüllen. Als wir noch nicht verheiratet waren, brachte er mir jeden Tag eine Rose. Er war ein Kontaktmensch, war schon als junger Kerl in der Freiweilligen Feuerwehr in Biesingen, begleitete die Jungfeuerwehr in ihren Sommerzeltlagern und kochte die beste Erbsensuppe weit und breit. Er war Mitglied im Angelverein Niederwürzbach, war 1. Vorsitzender im OGV, dem Obst- und Gartenbauverein Biesingen. Er besuchte Lehrgänge als Schnapsbrenner, gewann für den OGV Biesingen viele Auszeichnungen. Und er war auch 1.Vorsitzender im Natur- und Vogelschutzverein, für den er Wanderungen organisierte und Vorträge hielt. Sein großes Hobby aber war das Angeln. Einmal im Jahr fuhr er mit Freunden nach Norwegen, Dänemark, Schweden oder auf die Lofoten und von dort zum Hochseeangeln weit aufs Meer hinaus. Sie fingen Kabeljau, Hecht und Lachs."

"Ein tolles, vielseitiges Leben. Aber warum wurden Ihre Kinder so spät geboren? Dominic wurde erst 1985, also 13 Jahre nach der Hochzeit geboren?" frage ich. Gabriele: "Ich wollte am Anfang unserer Ehe keine Kinder. Ich wollte erst meine Berufsausbildung abschließen. Ich war Chefsekretärin in Tholey, besuchte die Wirtschaftsakademie in Blieskastel. Das Studium schloss ich 1985 als Diplom-Betriebswirtin ab. Und nun wollte ich auch Kinder. Nach Sohn Dominic wurde 1988 unsere Tochter Dorothee und 1990 unsere Tochter Franziska geboren. Unsere Kinder haben unser Leben mit bestimmt."

Tochter Franziska sitzt neben mir, nickt: "Unser Papa hat alles für uns gemacht. Er brachte uns zum Bus, damit wir zur Schule fahren konnten. Er kochte am Wochenende. Wir verbrachten unsere Ferien meistens auf einem Bauernhof in Bayern. Das waren wunderschöne Wochen. Manchmal gab er uns auch heimlich Taschengeld, wenn wir einen besonderen Wunsch hatten."

Sohn Dominic erzählt: "Unser Vater sagte immer seine Meinung. Er war ein sehr lebensfroher, positiv eingestellter Mensch. Und vielseitig begabt und interessiert. Und immer irgendwie unterwegs. Aus Birkenholz baute er Kreuze für die Kinder, die zur Kommunion gingen. Er war alle Jahre wieder einer der Organisatoren der Feier der Bergleute am Barbaratag, und, und, und. Bliesmengen, der Ort und die Familie, das war sein Leben."

2005 wurde er in den Vorruhestand versetzt. Nun hatte mehr Zeit, um sich um seine Familie zu kümmern. Am 9.12. 2007 wurde er Großvater. Tochter Dorothee gebar ihren Sohn Konstantin: "Unser Vater war ein großzügiger Großvater. Mein Sohn war Opas Goldschatz. Er hat ihn verwöhnt." Sohn Dominic: "Er war eine Art Biesinger Urgestein. Er half, wo er konnte. Langeweile kannte er nicht. Er hatte fast immer ein Schmunzeln im Gesicht und ein Witzchen im Augenwinkel. Er scheute keine Arbeit."

Im April 2014 wurde er zur Untersuchung in die Universitätsklinik in Homburg eingewiesen. Seine Frau Gabriele: "Er hatte Blut im Urin. Die Ärzte entfernten eine Niere. Dann wurde er wieder entlassen. Drei Monate später diagnostizierten die Ärzte Krebs im ganzen Körper. Auch eine Chemotherapie brachte keine Besserung. Er starb in der Klinik."

In seiner Traueranzeige liest man: "Es ist still geworden. Wenn wir durch das Fenster der Erinnerung schauen, sehen wir kleine Sterne, die tröstend uns an Dich erinnern. Du bleibst fest verankert in unserem Herzen."

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