„Bescheiden und hilfsbereit“

Saarbrücken-Burbach · Alfred Eckel

 Alfred Eckel

Alfred Eckel

Foto: privat

Alfred Eckel wurde am 19. April 1924 in Saarbrücken geboren. Er ist der Sohn von Peter Eckel und seiner Frau Barbara Eckel. Er hat drei Geschwister. Sein Vater war Hüttenarbeiter. Die Mutter versorgte den Haushalt und die Kinder. Der kleine Alfred wurde 1930 in Saarbrücken eingeschult, begann nach dem Volksschulabschluss 1938 eine Lehre als Elektriker, die er 1941 mit der Gesellenprüfung abschloss. Es war Krieg. Alfred Eckel wurde zur Wehrmacht eingezogen: "Er war Funker bei einer Artillerie-Einheit an der Ostfront und geriet am 16. 4. 1945 - also drei Wochen vor Kriegsende - in russische Gefangenschaft. Drei Mal gelang ihm die Flucht aus dem russischen Gefangenenlager. Drei Mal wurde er an der polnischen Grenze wieder gefangen," erzählt seine Tochter Annelore, Jahrgang 1952.

Ihr Ehemann Peter Thielitz, die beiden hatten 1970 geheiratet, seine Söhne Uwe, Jahrgang 1955, und Bernd, Jahrgang 1964, und Alfred Eckels Witwe Anneliese und ich sitzen zusammen und reden über einen ungewöhnlichen Mann, der bis 1949 in russischer Gefangenschaft war, dann entlassen wurde, nach Burbach zurückkehrte und zunächst wieder als Elektriker arbeitete.

In der Walpurgisnacht, beim Tanz in den Mai, lernte er 1949 in Burbach seine spätere Frau Anneliese, Jahrgang 1925, kennen. Sie war dienstverpflichtet und arbeitete in einer Metallfirma. Die beiden heirateten am 25. Mai 1950, katholisch, in der St. Eligius-Kirche in Burbach. Es war eine kleine, bescheidene Hochzeit. Das Brautpaar hatte kaum Geld, zog nach der Hochzeit in eine Einzimmer- Wohnung in Burbach.

Alfred Eckel fand eine Anstellung als Fernfahrer, fuhr für eine deutsche Firma, die Metalltüren herstellte, Liefertouren nach Frankreich. Seine Frau Anneliese, die ihn als Beifahrerin begleitete, sagt: "Wir sind ganz schön rumgekommen in Frankreich." Sohn Uwe: "Als ich 1955 geboren wurde, war mein Vater in Monaco."

1957 fand er eine Anstellung bei der Kreissparkasse als Fahrer. Er fuhr einen VW-Käfer, transportierte auch Bargeld. Inzwischen lebte die Familie in einer großzügigen Drei-Zimmer-Wohnung. Er hatte feste Regeln für seine Freizeit. Sonntags besuchte er erst seine Mutter, danach ging er Skat spielen und zum Frühschoppen. Mittwochs hatte er Stammtisch, immer in der selben Kneipe bei Anthes-Neumüller in Burbach. Er war fit, ging schwimmen.

Familienfeste wurden groß gefeiert. Er kam viel rum, und war bald ein angesehener Mitarbeiter. Und er arbeitete, wie man so sagt, "nebenher in seiner Freizeit auch mal hier und mal da. Er war handwerklich begabt, half, wo er konnte, bei Autoreparaturen und auf Baustellen. Er konnte tapezieren, verdiente so nebenher".

Und er und seine Familie waren irgendwie immer unterwegs. Anfangs mit der Familie in den Ferien am Bodensee, im Schwarzwald: "Wir schliefen beim Bauern oder im Zelt. Mutter kochte auf einem Holzkocher", sagt Sohn Uwe. Die Familie sparte, wo sie konnte. Sohn Bernd: "Die Ersparnisse wurden dann verreist. Die Familie war jedes Jahr in Südfrankreich. Große Reisen waren sein Hobby."

Die Vorbilder für diese Reisen waren Tochter Annelore und ihr Ehemann Peter, der für das Auswärtige Amt in Deutschen Botschaften arbeitete und weltweit unterwegs war. Alfred Eckel und seine Frau, manchmal auch die Kinder, waren weltweit unterwegs, in London, in Lagos in Moskau." Sohn Uwe: "Er war in Stockholm. 2003, da war er 79 Jahre alt, war er in Neuseeland." Sohn Bernd: "Ich musste in der Schule erzählen, wo wir waren und was wir gesehen haben. In London beispielsweise."

"Und sonst? Was war, wenn er nicht auf Reisen war?" frage ich. Sohn Uwe: "Ich habe ein Haus in Eigenleistung gebaut. Er hat geholfen, wo er konnte." Sohn Bernd: "Wir haben ein altes Haus gekauft. Auch uns hat er geholfen. Wir hatten auch mal Streit. Da ist er gegangen und am anderen Morgen wieder gekommen. Er war fleißig, geradlinig." Nach eine kurzen Pause erzählt er weiter: "Er war ein bescheidener Mann, hilfsbereit. 1986 ging er in Rente. Er war Großvater und Urgroßvater, hat fünf Enkel und vier Urenkel. Er las viel. Hemingway und Konsalik, und solche zeitgenössischen Autoren." Sohn Uwe: "Er war in keiner Partei, war der Überzeugung nach Sozialdemokrat. Und er kümmerte sich um seine Familie. Er hat nicht alles durchgehen lassen. Aber er hat geholfen."

Tochter Annelore erzählt: "Er hatte die üblichen Zipperlein, die man im Alter hat. Aber sonst war er gesund, und gut drauf. Zehn Tage vor seinem Tod am 1. Oktober war er noch mit seinem Auto am Frankfurter Flughafen. Er war 91 Jahre alt, als er starb. Morgens um fünf Uhr fiel er um und lag tot auf dem Boden. Todesursache Herzinfarkt. Eine halbe Stunde später fand ihn seine Frau."

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