Große, allzu glatte Gefälligkeit

Saarbrücken · Adel Tawils zweites Album „So schön anders“ ist ein sicherer Hit – wieso eigentlich?

 Vor seiner Solokarriere mit The Boyz und Ich+Ich bekannt geworden: Adel Tawil (38). Foto: Island/Universal/dpa

Vor seiner Solokarriere mit The Boyz und Ich+Ich bekannt geworden: Adel Tawil (38). Foto: Island/Universal/dpa

Foto: Island/Universal/dpa

Nicht vor allem, was Jan Böhmermann tut, muss man den Hut ziehen - neulich kam man aber nicht umhin: Da hatte er eine Kunstfigur namens Jim Pandzko geschaffen, deren Single "Menschen Leben Tanzen Welt" Worthülsen aus der Werbung mit tränenseligem Pop verband und dabei nur ein wenig anders klang als allzu viele dauerbeseelte Deutschpopper zurzeit. Böhmermanns Jux kann durchaus sensibilisieren beim Hören deutscher Pop-Lyrik.

So gesehen haben die Texte von Adel Tawils zweitem Album "So schön anders" durchaus ihre Böhmermann-Momente. "Wenn man nicht mehr danach sucht/ Kommt so vieles von allein/ Hinter jeder neuen Tür/ Kann die Sonne wieder schein'n" singt Tawill etwa in der Single "Ist da jemand", begleitet von hymnischem Pop der großen Geste. Das ist ideal fürs Feuerzeugschwenken beim Konzert oder als Untermalung für Werbespots, die schöne Menschen an schönen Orten zeigen.

Das mag den enormen Erfolg des Berliners erklären, der nach Alben mit Annette Humpe als Duo "Ich + Ich" nahtlos eine Solokarriere begann. "So schön anders" wird den Erfolg jetzt wohl fortsetzen, dank einer großen, aber auch glatten Gefälligkeit. Die Songs wirken wie für den Radioeinsatz penibel glattoptimiert, die Refrains kann man effektiv-eingängig oder aber auch aufdringlich nennen. In den besten Momenten hat das eine gewisse Pop-Cleverness, die den Eindruck des Kalkulierten überlagert (im schön rhythmischen "Ich bin wie ich bin" etwa), aber es überwiegt doch der Eindruck gewollter Glätte.

Um Liebe geht es meist, um den Weg, den man gehen muss, um die Steine, die man aus dem Weg räumen muss: "Bis hier und noch weiter/ auch wenn ich weiß, dass ich scheiter'".

Das Stück "Eine Welt eine Heimat" (inklusive Gastauftritt des senegalesischen Musikers Youssou N'Dour) beschäftigt sich mit der Situation von Flüchtlingen, doch Zeilen wie "Bevor die Angst eure Herzen trennt/ Kommt und reicht euch die Hand!" oder "Träume helfen uns weiter" wirken reichlich banal. Wenn doch alles so einfach wäre wie auf diesem Album.

Adel Tawil: So schön anders. (Universal).

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