Mit Tusche auf der Suche nach dem Ich

Saarbrücken · Die Saarbrücker Galerie Neuheisel zeigt Werke des Urban-Art-Künstlers Cone The Weird.

 „The Hideout“ (Das Versteck) heißt dieses Bild. Foto: galerie Neuheisel

„The Hideout“ (Das Versteck) heißt dieses Bild. Foto: galerie Neuheisel

Foto: galerie Neuheisel

Sein Markenzeichen sind die überlangen Extremitäten. Mit tentakelhaften Fingern und großen Schuhen schlängeln sich Arme und Beine um die sitzende, stehende oder liegende Person. Im Mittelpunkt steht meist der Künstler selbst. Cone The Weird, der eigentlich Colin Kaesekamp heißt, macht sonderbare Bilder - wie schon der Beiname "The Weird" verheißt. Der stammt vom gleichnamigen Künstlerkollektiv, in dem Cone Mitglied ist. Ihr gemeinsames Markenzeichen sind skurrile Figuren, die an Underground-Comics und Graphic Novels erinnern.

Die Galerie Neuheisel in Saarbrücken zeigt derzeit in der Ausstellung "Come closer and leave me alone" neue Arbeiten des gebürtigen Münchners und Wahl-Saarländers, der auch bei der Landeskunstausstellung vertreten sein wird (ab 28. April).

Längst sind Wände und Sprühdosen nicht mehr sein bevorzugtes Metier. Auch wenn die Anlehnung an Graffiti und Street-Art wahrnehmbar ist und den unverkennbaren Stil aus feinen Strichzeichnungen ergänzt, sind die meisten seiner Werke schwarzweiße Tuschezeichnungen auf Papier. In den neuen Arbeiten rückt die Person kompositorisch in den Vordergrund. Die überbordenden Wimmelbilder der letzten Jahre sind selten geworden. Neben der Hauptfigur sind meist nur zwei oder drei Dinge im Bild. Trotzdem ist die ganz eigene surrealistische Bildsprache erhalten geblieben, in der viele Bedeutungsebenen verschmelzen. Da ist der einäugige Wecker, dessen Zeiger ein Eigenleben entwickeln und ähnlich durch den Bildraum schlackern, wie es die Arme und Beine des Helden tun. Bleistifte, Gehirne und Augen schwimmen durch das Bild. Neu sind die dicken Linien, die sich durch den Bildraum winden und an abstrakte Graffitis erinnern. Immer häufiger trägt die Hauptfigur skurrile Masken.

Die Bildwelt des Künstlers dreht sich nach wie vor um ihn selbst. Seine Werke sind immer eine Erforschung des eigenen Ichs. Cone ist aber kein narzisstischer Selbstdarsteller, vielmehr hinterfragt er sich, seine Umwelt und sein Tun. Durchaus ernsthaft betreibt er das, aber immer mit einer großen Portion Humor und Selbstironie. Aber auch richtig gut, weil es nicht nur unterhält, sondern den Betrachter auf eine visuelle und gedankliche Reise schickt.

Man sollte sich davor hüten, die Bilder schnell entschlüsseln zu wollen. Ein deutlicher Fingerzeig darauf ist "The Hideout" (Das Versteck), das auch als Motiv für das Ausstellungsplakat dient. Da joggt ein Cone durchs Bild und hält sich mit den Spinnenfingern eine Ziegelsteinwand vor das Gesicht. Darauf prangt ein gesprühter Smiley. Doch wie es wirklich in dem WahlSaarländer aussieht und welche Miene er zieht, bleibt sein Geheimnis.

Neben vielen neuen Arbeiten sind auch ein paar ältere aus den Jahren ab 2014 zu sehen. Ein paar Raritäten gibt es auch, wie etwa eine Arbeit, die mit dem Laser auf eine Holzplatte gebrannt wurde. Überraschend ist der kreative Ausstoß von Cone. Die meisten der 38 Arbeiten entstanden 2017. Dabei ist das Jahr gerade mal drei Monate alt.

Bis 29. April in der Galerie Neuheisel, Johannisstraße 3 a in Saarbrücken. Geöffnet Di: 10-16 Uhr, Do 13-19 Uhr und Sa 11-13 Uhr.

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