Hätte eine Spardose die Welt verändern können?

Früher war alles besser. Oder doch nicht? Beim Rückblick auf die 60er, 70er, 80er und 90er Jahre werden SZ-Redakteure „nostalgisch“. Heute geht es um eine Spardose der Sparkasse, die Anfang der 70er Jahre im Einsatz war und auch gegen Ende der 70er Jahre noch einmal ausgegeben wurde.

 Die Welt-Spardose Foto: BeckerBredel

Die Welt-Spardose Foto: BeckerBredel

Foto: BeckerBredel

Meine Oma hatte viele gute Ratschläge. Einer davon war: "Halt Deine Groschen zusammen!" Bei der Umsetzung des großmütterlichen Befehls half mir ein kleiner Globus als Sparbüchse. Die Sparkasse hatte uns Kindern diese Dinger geschenkt. Ich hatte eine blaue. Die meiner Schwester war, glaube ich, rot. Zur Spardose gab es eine Lebensweisheit: Auch mit Kleingeld kann man sich Träume erfüllen - wenn man es nur konsequent genug zur Bank bringt.

Ich hatte sowohl den Ratschlag als auch meine Sparbüchse längst vergessen - bis ich vor ein paar Tagen eine Kolumne von Jenni Zylka im Musikmagazin "Rolling Stone" gelesen habe. Die Kolumnistin berichtete von einer Geschichte aus den USA. Dort habe das satirische Magazin "Spy" in den 70er Jahren Verrechnungsschecks über 1,11 Dollar an 58 der reichsten Menschen der Vereinigten Staaten geschickt. Diejenigen, die zur Bank gingen, um den Scheck einzulösen, bekamen weitere Schecks. Am Ende standen da nur noch 13 Cent drauf. Angeblich ließen sich nur zwei der damals reichsten Männer der USA diese Schecks auszahlen. Der eine sei ein Waffenhändler gewesen. Den zweiten, fordert die Kolumnistin ihre Leser auf, sollen sie selbst erraten. Was nicht ganz so schwierig ist, weil die Überschrift der Kolumne lautet: "Natürlich Trump".

Es gibt ja nun wirklich genug Grund, über den Mann zu spotten, aber in dem Fall verstehe ich die Häme nicht. Vielleicht hatte Donald, als er noch klein war und keinen Zugang zu den Atomraketenabschusscodes seines Landes hatte, auch so eine wundervolle Großmutter wie ich. Und vielleicht hat sie ihm auch beigebracht, dass man kleine Beträge in Ehren halten muss.

Vermutlich hatte er aber keine Weltkugel-Spardose. Als ich versucht habe, auf der Kugel Saarbrücken zu finden, wurde ich nachdenklich und neugierig. Weil ich als Kind festgestellt habe, dass der Ort, den ich für den größten hielt und der für mich die Welt war, nur ein winziger Teil davon ist. Wäre diese Welt heute etwas weniger bekloppt, wenn Donald damals auch so eine Spardose bekommen hätte?

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