Wenn der Autor mitmordet

Norden · Die derzeit erfolgreichste deutsche Krimireihe, die „Ostfriesenkrimis“ von Klaus-Peter Wolf, kommt jetzt auch ins Fernsehen. Samstagabend läuft im ZDF „Ostfriesenkiller“ mit Emmy-Preisträgerin Christiane Paul als Kommissarin Klaasen.

 Spurensuche am Strand von Norddeich: Kommissar Rupert (Barnaby Metschurat, l.) rätselt, ob er einen Hinweis in Händen hält. Auch die Kommissare Weller (Christian Erdmann, 2.v.r.) und Ann Kathrin Klaasen (Christiane Paul, r.) sind noch ratlos. Gedreht wurde „Ostfriesenkiller“ ausschließlich an Originalschauplätzen rund um die Stadt Norden. Autor Klaus-Peter Wolf (Foto rechts unten) spielt in dieser Szene selbst mit – als Zeuge. Fotos: Sandra Hoever/ZDF/Gaby Gerster

Spurensuche am Strand von Norddeich: Kommissar Rupert (Barnaby Metschurat, l.) rätselt, ob er einen Hinweis in Händen hält. Auch die Kommissare Weller (Christian Erdmann, 2.v.r.) und Ann Kathrin Klaasen (Christiane Paul, r.) sind noch ratlos. Gedreht wurde „Ostfriesenkiller“ ausschließlich an Originalschauplätzen rund um die Stadt Norden. Autor Klaus-Peter Wolf (Foto rechts unten) spielt in dieser Szene selbst mit – als Zeuge. Fotos: Sandra Hoever/ZDF/Gaby Gerster

So einer ist eigentlich der schlimmste Albtraum einer Film-Crew. Einer, der nicht nur mitreden will, sondern das auch darf. "Ich hab' das gemacht wie Politiker, wenn sie nicht mehr aktiv sind, ich habe mir einen Beratervertrag geben lassen", sagt Klaus-Peter Wolf. Und freut sich königlich. Dank vier Millionen verkaufter Bände seiner "Ostfriesenkrimis", darunter vier Titel, die Platz eins der "Spiegel"-Bestseller-Liste eroberten, trägt ihn nicht nur sein Verlag, Fischer, auf Händen. Der 63-Jährige konnte sich auch aussuchen, wer seine Bücher verfilmt: "Es klingt ja komisch, wenn ich sage, die Produktionsfirmen standen Schlange, aber im Grunde war's so."

Und um seine Lizenz zum Reinreden und Mitmorden dürfen noch zu komplettieren: Wolf kann man in puncto Fernsehen kaum was vormachen. Bevor der gebürtige Gelsenkirchener, der als Gerichtsreporter anfing, an der Nordsee heimisch wurde, verfasste er Drehbücher für "Tatort" (u.a. HR und SWR) und "Polizeiruf" am laufenden Band. Und er coacht regelmäßig Kollegen, die noch nicht so routiniert morden (lassen) wie er. So einer nimmt's dann ganz genau, wenn es um seine Babys geht. Wobei der Gemütsmensch Wolf mögliche Konflikte meist prophylaktisch weglacht. Dass dieser groß gewordene Junge, der seine roten Hosenträger über alles liebt, derart düstere Geschichten schreibt, will man sowieso kaum glauben.

Was ihm nun bei der Verfilmung seines ersten Bandes, "Ostfriesenkiller" besonders wichtig war, ist Authentizität. Von der gängigen Praxis, dass deutsche Fernsehware egal, ob sie auf Alpengipfeln spielt oder Küsten, überwiegend in Berliner oder Münchner Ateliers gedreht wird, damit der riesige Produktionstross nicht in die Provinz ausrücken muss, hält Wolf wenig. So hat er es tatsächlich durchgesetzt, dass alles - inklusive der Innendrehs - in Norden aufgenommen wurde, wo der Autor seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen ermitteln lässt. Das Küstenstädtchen war darob von September an fünf Wochen im Ausnahmezustand. Allein 64 Häuser wurden begutachtet, um ein telegenes Domizil für Christiane Paul zu finden, die Ann Kathrin Klaasen spielt. Das Einfachste wäre ja gewesen, Wolf hätte sein eigenes Heim geöffnet. Schließlich lässt er seine Kommissarin in der selben Straße wie er wohnen, im Distelkamp nämlich. Ganz so authentisch wollte er's dann doch nicht. Schon jetzt klingeln häufiger mal Krimitouristen, die auf Klaasens Detektivpfaden wandeln, an seiner Tür.

Genau die sollen beim nächsten Samstagabendkrimi im ZDF nicht enttäuscht werden. "Viele Leute, die die Bücher gelesen haben, und sich das hier anschauen, wären irritiert, wenn es im Fernsehen anders ist als in der Wirklichkeit", so Wolf. Und fürchtet letztlich auch, dass eine schlechte Verfilmung seinen Bucherfolgen schaden könnte. Mit "Ostfriesenkiller" aber ist er rundum glücklich. Auch weil seine Kommissarin mit Christiane Paul top besetzt werden konnte.

Gilt Paul doch, die 2016 den "Emmy" als beste Schauspielerin in dem Thriller "Unterm Radar" bekam, als äußerst vielschichtige Mimin. Genau die Richtige für Wolfs eigenwillige Ermittlerin. "Ich wusste gleich, das passt", sagt er. Ist aber in Gedanken schon wieder weiter, bei Band 12 seiner Reihe. "Ostfriesenfluch" heißt der und erscheint im Februar. Da hat das ZDF wohl noch einiges vor sich.

"Ostfriesenkiller": Samstag, 1. April, 20.15 Uhr, ZDF.

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Die bislang elf Bände der "Ostfriesenkrimis" haben sich alleine in Deutschland vier Millionen Mal verkauft. Der jüngste Band, "Ostfriesentod", startete mit einer Auflage von 200 000 Exemplaren und erreichte auf Anhieb Platz eins der "Spiegel"-Bestseller-Liste.

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