Beethovens Sturm und Drang in Homburg

Homburg · Schön anzuschauen war er, der Hammerflügel von Kristian Bezuidenhout beim Meisterkonzert am Donnerstag. Fein gemasertes, massives Echtholz verbarg das geheimnisvolle Innere des selten im Konzertsaal zu hörenden Instrumentes aus dem frühen 19. Jahrhundert. Faszinierend waren dann die Klänge, die der Pianist im Saalbau hervorzauberte. Man musste sich erst daran gewöhnen, dass die Dynamik begrenzt, die Tonerzeugung mitunter instabil ist und vom Fingerspitzengefühl des Spielers abhängt. Auch wenn einige Register wie "una corda, Moderator" oder die vom modernen Flügel bekannte "Dämpfungsaufhebung" Klangvariationen ermöglichen.

Beethoven hat seine Klavierwerke für ein ähnliches Instrument geschrieben. Mit den beiden Rondos op.51 konnte man sich langsam einhören in die Klangwelt des "Sturm und Drang", die uns heute eher filigran, aber auch affektgeladen erscheint. Dieser Eindruck wurde vertieft mit dem Abbild differenzierter psychologischer Vorgänge in der D-Dur-Sonate Nr.3 aus op.10, deren Ausdruck von strahlender Brillanz bis hin zu tiefer Depression reicht.

Bezuidenhout scheute sich bei dem Konzert nicht vor ungewohnten Klangmischungen, manieriert wirkenden Zäsuren und Verzögerungen, die aber in sich stimmig und organisch wirkten. Die f-moll-Variationen, ein Spätwerk Haydns, zierlich, dramatisch und zugleich virtuos, zeigten, welch großartigen Lehrmeister Beethoven hatte. Bei dessen Sonate op.13 "Pathétique" musste man Abschied nehmen vom gewohnten Steinway-Pathos mit donnernden Oktaven und berstendem Fortissimo. Dennoch wurde der theatralische Wille zur Darstellung großer Gefühle, das schicksalhafte, heroische Ringen deutlich. Die Zugabe führte zurück zur Innerlichkeit: Das expressive C-Dur-Largo aus op.7 bot Bezuidenhout in feierlicher, warmer Erhabenheit.

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