Hinterm Holzweg geht's weiter

Saarbrücken · Annett Louisan überzeugt auch mit vielen Cover-Songs bei ihrem Saarbrücker Konzert in der Congresshalle.

Ach, was ist sie doch erwachsen geworden! Als Annett Louisan 2004 die Popwelt mit "Das Spiel" eroberte, war sie zwar auch schon 27, wirkte aber mit ihrer Püppchenhaftigkeit wesentlich jünger. Das süße Stimmchen ist geblieben, jedoch sind ein paar Rundungen hinzugekommen, für die es einen guten Grund gibt: Louisan, die dieses Jahr 40 wird, ist schwanger. "Einen kleinen Passagier" habe sie dabei, erklärte sie anfangs des mit 1000 Zuhörern gut besuchten Konzerts in der Saarbrücker Congresshalle.

Dieser Umstand schien den Grad der Wärme noch zu erhöhen, die das Publikum der Sängerin entgegenbrachte. Da wurde mitgesungen und mitgeklatscht, ohne dass es irgendeiner Animation diesbezüglich bedurft hätte. Am Ende des Konzerts schossen die Zuhörer aus den Sitzen, um im Stehen zu applaudieren - eine solch innige Beziehung zwischen einem Künstler und seinen Fans erlebt man selten.

Vielleicht lag es daran, dass Louisan gerne von den kleinen und großen Missgeschicken des Lebens sang; von Dingen, mit denen viele sich identifizieren konnten. Etwa davon, was alles ohne Prosecco nicht passiert wäre oder von missglückten Liebschaften. Vom Leid mit den Männern ging es da übers nicht immer einfache Verhältnis zur Mutter bis zu den Songs über unliebsame Konkurrentinnen. Da hatte Louisan gleich zwei anzubieten: Zum einen der als Gute Laune-Liedchen verpackte Schmähgesang "Eve" über die Frau, die scheinbar alles besser weiß und kann. Zum anderen das Lied mit dem schönen Refrain "Erst schnappt sie nach Luft, dann schnappt sie ein". Typisch Annett Louisan eben, bei der halt nicht nur die Männer ihr Fett abbekommen.

Erstaunlich viele Coversongs brachte die Wahl-Hamburgerin dieses Mal auf die Bühne. Besonders gelungen darunter der Rammstein-Song "Engel", der durch Louisans Stimme und ihre dezente Begleitband ein völlig anderes Gewand erhielt. Oder auch Tokio Hotels "Durch den Monsun", das die Sängerin treffend mit "infantiler Text, aber wunderschöne Melodie" beschrieb. Das Covern habe sie als Erholung empfunden, weil sie sich selbst beim Songschreiben auf die Nerven ginge, erzählte Louisan ihren tausend Zuhörern. Außerdem habe ihr das Singen fremder Lieder bei der Sendung "Sing meinen Song" großen Spaß bereitet. Es scheint, als wüsste die kleine Sängerin bei aller Koketterie mit Holzwegen und persönlichen Schwächen mittlerweile doch sehr genau, wo es langgeht.

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