Solistische Souveränität, orchestrale Präzision

Saarbrücken · SR-Soirée der Radio Philharmonie erntet ein Bravo.

Beethovens Violinkonzert ist eines der meistgespielten, wenn nicht gar die Nr.1 seiner Gattung. Jeder Musikfreund dürfte eine oder mehrere "Referenzaufnahmen" im Archiv haben. So ist es keine leichte Aufgabe, als Solist im Konzert zu überzeugen. Auch nicht für Daishin Kashimoto, einem der drei ersten Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, der am Freitag in der dritten SR-Soirée zu hören war. Seine Stärke ist Souveränität, Routine, Klarheit. Seine Diktion schien sich an der klassizistisch unsentimentalen Interpretationstradition Joseph Joachims zu orientieren, dem Geiger, der dem Werk Mitte des 19. Jahrhunderts zum Durchbruch verhalf. Bis auf ein paar geschmäcklerische Ritardandi stand Emotion nicht im Vordergrund, selbst das ätherisch schwebende Larghetto erschien eher im kalt- als warmweißen Mondlicht. Kopfsatz und Rondo böten die Chance zu lyrisch-schwärmerischem Ausdruck. Kashimoto eilte lieber der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) voraus, die Dirigent Kazuki Yamada aber am Zügel hielt und Eilfertigkeit zu verhindern wusste.

Seine dirigentische Kompetenz zeigte er erneut in Richard Strauss' sinfonischer Dichtung "Don Quixote". Die komplizierte, kunstvoll arrangierte Partitur mit illustrativen Effekten und überbordender Tonmalerei lässt nicht nur die Umbrüche des heraufziehenden 20. Jahrhunderts ahnen, sie ist auch eine Herausforderung für jedes Orchester. Die DRP bestand sie glänzend, mit Präzision, reichen Farben und spürbarem Engagement. Souverän und klangschön charakterisierte Solocellist Mario Blaumer den Ritter von der traurigen Gestalt, begleitet von Sancho Pansa, der sonoren Bratsche von Benjamin Rivinius. Für Verklärung sorgte feinsinnig Konzertmeisterin Dora Bratchkova und für festgefügte Opulenz und reiche Klangfarben Dirigent Yamada mit unaufgeregter Zeichengebung und überlegener Partiturkenntnis. Bravo!

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