Der Telemann, der macht so richtig an

Saarbrücken · Heute beginnen die Tage der Alten Musik im Saarland.

 Pianist Kristian Bezuidenhout ist am 23. März im Homburger Saalbau zu Gast. Foto: Marco Borggreve

Pianist Kristian Bezuidenhout ist am 23. März im Homburger Saalbau zu Gast. Foto: Marco Borggreve

Foto: Marco Borggreve

Den Magdeburgern ist sein Name noch vertraut; dort wurde er schließlich 1681 geboren. Auch die musikverwöhnten Leipziger wissen was mit ihm anzufangen; denn da studierte er. Und natürlich kennen die Hamburger Georg Philipp Telemann. War der Komponist doch nicht nur Verleger, Opernchef und Musikdirektor von gleich fünf Kirchen der Hansestadt. Auch ihr immer noch schönstes Wahrzeichen, der Michel, wurde 1762 mit einer zum Oratorium angewachsenen Kantante aus seiner Feder eingeweiht. Da war Telemann schon über 80. Fünf Jahre später, 1767, starb er, hochangesehen, einflussreich und vermögend. Dennoch ist Telemann heute ein Name, der nicht mehr gar so geläufig ist. Dabei schrieb er großartige Musik. Und etliche Kollegen schätzten ihn, darunter Händel und die Mozarts - Vater Leopold wie der geniale Filius Wolfgang.

Telemann hat also höchste Aufmerksamkeit verdient, in seinem Gedenkjahr, 250 Jahre nach seinem Tod, zumal. Und die Tage Alter Musik im Saarland ("Tamis") schenken sie ihm nun. Dieses Mal ist die Konzeption übrigens ein Teamwork des Beirats der Akademie für Alte Musik im Saarland. Da wirbeln viele von denen, die sich für die Werke und die angemessene Aufführung der Renaissance- und Barock-Komponisten stark machen. Darunter Organist und Dirigent Joachim Fontaine, Violinistin Mechthild Blaumer, Sänger Adolph Seidel und Lutz Gilmann. Letzterer, Spezialist für historische Tasteninstrumente, sieht in Telemann einen Komponisten, der auch "Kosmopolit par exellence" war und - in diesen Tagen besonders wichtig - auch vorbildlicher Europäer.

Weil er ganz selbstverständlich Einflüsse aus Italien, Frankreich, Polen und Deutschland aufnahm und daraus Eigenes kreierte.

Heute Abend startet nun das Festival mit dem schönen Motto "Mann o Mann, Telemann!". In Konzerten und Veranstaltungen ist bis Ende April Gelegenheit, seine Musik, vor allem in Kantaten und kleineren Besetzungen, zu entdecken. Und auch beim zweiten Festivalschwerpunkt, der "Alten Musik im Film", haben Telemanns Operngeschöpfe aus dem "Orpheus" (6. März, 20 Uhr, im Saarbrücker Kino Achteinhalb) ihren Auftritt. Eine polyglotte Oper übrigens - mit deutschen, italienischen und französischen Passagen. Von der hoch- und spätbarocken Mitte des Festival zieht das Programm weite Kreise bis hin zu Claudio Monteverdi, dessen Schaffen noch den Übergang von der Renaissance- zur Barockmusik markiert.

Nach bewährtem Prinzip erweist sich "Tamis", das mit 15 000 Euro Kern-Budget auskommt, wieder als Musterbeispiel an Kooperation. So kann "Tamis" insgesamt auf stolze 30 Termine wachsen. Da steuert etwa das Saarbrücker Kino Achteinhalb gleich vier Musikfilme bei. Auch die Homburger Meisterkonzerte sind nun mit dem gefeierten Pianisten Kristian Bezuidenhout (23. März, 20 Uhr, Saalbau) dabei. Der aus Südafrika stammende Könner auf alten Tastaturen wird in Homburg - ein Novum bei den Meisterkonzerten - am Hammerflügel Werke von Haydn und Beethoven spielen. Womit die Tage Alter Musik aber schon reichlich klassisch tönen. Engstirnige Abgrenzungen aber hat das Festival im 17. Jahrgang längst hinter sich gelassen. Ohne jedoch sein Kernanliegen zu verwässern, die Alte Musik nämlich ins Blickfeld zu rücken und dabei noch junge Musiker zu fördern. Mann, Telemann, das macht richtig an!

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