Orientalische Farben, afrikanische Rhythmen

Saarbrücken · Selten gespielte Klarinettenquartette auf neuer CD

(uhr) Samuel Coleridge-Taylor (1875 bis 1912) war ein Londoner Komponist mit afrikanischen Wurzeln. Der dunkelhäutige Absolvent und spätere Lehrer des Royal College of Music brachte es in England und den USA zu beträchtlicher Popularität. Paul Ben-Haim (1897 bis 1984) wurde als Paul Frankenburger in München geboren und wanderte 1933 nach Palästina aus. Der einstige Dirigier-Assistent von Bruno Walter und Hans Knappertsbusch wurde einer der führenden israelischen Komponisten und Hochschullehrer, so auch des Saarbrücker Ehrenbürgers Tzvi Avni. Nun sind der früh verstorbene Afro-Brite und der Mentor einer jüdischen Nationalmusik auf der CD "Klarinettenquintette" des entdeckungsfreundigen Klaus Hampl (Klarinette) und des Quartetto di Roma vereint.

Gemeinsam war beiden Komponisten die Liebe zur Volksmusik: So verleihen jüdische und vor allem orientalische Farben Ben-Haims Klarinettenquintett op. 31a (1941/65) die besondere Würze, das mit festem Puls und grüblerischer Melancholie in seinen Bann zieht. Coleridge-Taylor widmete sich der afrikanischen und der Musik der US-Indianer und war ein Bewunderer von Antonin Dvorák. Dessen Einfluss ist hier in Coleridge-Taylors fis-Moll-Quintett op. 10 (1895) allgegenwärtig, das mit romantischem Weben und blühender, eingängiger Melodik spontan anspricht.

Ob nun die detailgenaue, gefühlvolle, ja geradezu sanfte Wiedergabe bei Coleridge-Taylor oder die zupackenden, teils harschen Striche bei Ben-Haims mit gemäßigt modernen Passagen aufwartendem Opus - mit lebendiger und klangästhetischer Musizierkunst lässt das erprobte Team aus Hampl und Quartetto di Roma die Raritätenscheibe zum Hörvergnügen reifen.

"Klarinettenquintette" mit Klaus Hampl & Quartetto di Roma

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort