Wie digital ist die Kultur an der Saar?

Saarbrücken · Heute informiert die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) in Saarbrücken über ihre Arbeit: das Erfassen von Kulturgütern.

 So sieht Digitalisierungs-Arbeit in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar aus. Foto: Schutt/dpa

So sieht Digitalisierungs-Arbeit in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar aus. Foto: Schutt/dpa

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Die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) veranstaltet heute zum ersten Mal einen Infotag im Saarland (im Kulturministerium). Schwerpunkt ist die Digitalisierung von Kulturgütern. Doch wie sieht es damit aus im Gastgeber-Bundesland? Die Digitalisierung sei auch und gerade hier enorm wichtig, sagt Rainer Raber, Vorsitzender des Saarländischen Museumsverbandes. Bei einer Erhebung 2005 habe man festgestellt, wie sehr die hiesige Museumslandschaft von wenigen, meist betagten Ehrenamtlern abhängig ist. Scheiden die aus der Museumsarbeit aus, droht ihr Wissen verlorenzugehen. "Die Exponate würden zu toten Gegenständen", sagt Raber. Deshalb hat der Verband bald darauf das Projekt DigiCult Saarland ins Leben gerufen, das dem DigiCult-Verbund von sieben Bundesländern (mit Sitz in Kiel) angeschlossen ist.

Als die Bundesregierung 2009 den Aufbau der DDB beschloss, digitalisierte man im Saarland schon eifrig und liefert heute regelmäßig neue Daten an die Bibliothek. Doch das braucht Zeit. "Ein Objekt zu erfassen, dauert Stunden", sagt Raber. Zuerst wird es professionell fotografiert, dann fertigt ein Experte eine Beschreibung an, etwa zu Material, Technik, Funktion, Fundort sowie Hersteller oder Künstler an. Bisher sind 30 Museen bei DigiCult Saar dabei, das heißt, sie werden von Experten bei der Digitalisierung unterstützt. Darunter sind zahlreiche Heimatmuseen, außerdem etwa der Europäische Kulturpark Bliesbruck-Reinheim, das Zoll-Museum Habkirchen oder die Museums-Apotheke Ottweiler. Bilanz aktuell: 69 201 Objekt-Registrierungen wurden begonnen, 24 365 abgeschlossen, 17 909 sind im Internet aufrufbar.

In die DBB wurden bisher rund 7000 davon eingestellt. Zwar hätte man gerne auch die übrigen rund 60 saarländischen Museen im Boot, doch die Ressourcen sind begrenzt. Deshalb wird nach Dringlichkeit, Relevanz und Notwendigkeit der Unterstützung priorisiert.

In Eigenregie regelt die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz ihre Digitalisierung und ist, wie der verantwortliche Mitarbeiter Roland Augustin erklärt, mit den Beständen des Saarlandmuseums so gut wie durch. "Wir wollen die Daten nun über das kunsthistorische Bild-Archiv Foto Marburg der Öffentlichkeit zugänglich machen." In ein bis zwei Monaten könnte es soweit sein. Über das Bildportal sollen die Daten dann auch an die DDB gehen. Das Museum für Vor- und Frühgeschichte und das Deutsche Zeitungsmuseum digitalisieren laut Roland Augustin selbstständig.

Diese Sicherung des Kulturgutes bringt laut Raber enorme Vorteile: Kuratoren, Forschende und Lehrende bräuchten nicht mehr umständlich zu recherchieren, sondern fänden alle relevanten Objekte mit wenigen Klicks.

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