Von der NPD, der Demokratie und bayerischem Schweinsbraten

Saarbrücken · Regisseur Michael Verhoeven, Ehrengast des Festivals, war am Freitagabend bei zwei Gesprächsrunden dabei: Einmal mit dem Freund und Kollegen Marcel Ophüls, einmal mit seiner Frau Senta Berger.

Mit Regisseur Michael Verhoeven als Ehrengast hat das Festival ins Schwarze getroffen. Alle vier Filme, die in der ihm gewidmeten Retrospektive liefen, waren quasi ausverkauft. "Mutters Courage", ein Film nach einem George-Tabori-Theaterstück, musste wegen übergroßer Nachfrage in der Camera Zwo in den größten Saal wechseln.

Auch bei Verhoevens Dokumentarfilm zur Wehrmachtsausstellung, "Der unbekannte Soldat", blieb im Filmhaus kein Platz unbesetzt. "Fabelhaft!", hörte man hinterher auch Marcel Ophüls loben, bevor Max Ophüls' Sohn zum Gespräch mit Verhoeven auf die Bühne kam. Zweimal habe er sich den Film daheim in den Pyrenäen vorher angesehen, um sich vorzubereiten, erzählte er; nach einigen Erinnerungen an die über 50 Jahre bestehende Freundschaft mit Verhoeven kam er zu dessen Aktualität. "Ich glaube, es ist jetzt schon längst die Zeit gekommen, wo die Deutschen mit ihren eigenen Problemen als Deutsche fertig werden müssten", sagte der 89-Jährige. Und meinte mit "jetzt" die Zeit der neuen Nationalismen und Grenzziehungen. "Und das", so Ophüls, "hat der Michael ganz fabelhaft geschafft".

Verhoeven nahm Stellung zur NPD-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts: "Sie gehört verboten, weil sie Verbotenes denkt und tut." Dass das Gericht sie nicht verbot, nimmt Verhoeven als "einen Aufruf an uns alle, die Demokratie wollen, sich damit auseinanderzusetzen". Statt die Entscheidung auf ein Gericht zu schieben, läge es jetzt an den Wählern, "das in Ordnung zu bringen", so Verhoeven. "Wir haben ja eine große Macht".

In der Camera gesellte sich Senta Berger zu Verhoeven auf die Bühne zu einem Werkstattgespräch. Die Schauspielerin erwies sich als wunderbare Erzählerin. Vor rund 50 Jahren gründeten die Beiden ihre bis heute erfolgreiche Filmproduktionsfirma Sentana. Damals habe die Filmwirtschaft danieder gelegen, das Fernsehen kam, war bunt, die Kinos sperrten zu oder zeigten nur noch Lederhosen- und Wörthersee-Filme, erzählte Berger. Deshalb hätten sie damals, als Kinder der 68-Zeit, das Risiko einer Unternehmensgründung auf sich genommen. "Ich wollte gar kein Unternehmer sein, ich kam aus ganz kleinem Haus, da hat man das nicht gemacht, und Schulden auch gleich gar nicht", erklärte sie. Aber man wachse hinein, und für ihren Beruf sei Sentana Produktion die "größte Lehrmeisterin überhaupt" gewesen.

Die Kraft für diesen Beruf ziehe man aber vor allem aus dem privaten Bereich. "Die Liebe der Kinder, Deines Mannes, macht dich reicher." Auch einen Schweinsbraten auf bayerisch zu kochen, gehöre dazu. "Alles fließt in die Arbeit und es trägt dich weg und fließt zurück", beschrieb sie das Geheimnis bleibenden Elans.

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