Frisch aufgeblüht: Die 4. Matinee der Radiophilharmonie

Saarbrücken · Mit zwei wenig gespielten Werken fesselte die 4. Matinee der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) gestern in der Congresshalle. Mit Robert Schumanns Opus 52 begann das Konzert, "Ouvertüre, Scherzo und Finale E-Dur für Orchester": drei Sätze mit frischer, einfallsreicher Musik. Mario Venzago als Gastdirigent entwickelte einen weichen, sensiblen Klang, der Schumann sehr gemäß war, ließ die Holzbläser-Soli blühen und sorgte für große dynamische Gegensätze. Dann Henri Tomasi. Dieser Komponist, der sich rühmte, keine Musik zu machen, "die sich dem Verständnis vieler Menschen entzieht", schuf nach diesem fragwürdigen Konzept 1956 sein Posaunenkonzert, das alle Strömungen der U- und E-Musik jener Zeit nutzt, dies allerdings effektvoll und vergnüglich. Dass der Solist Fabrice Millischer für die CD-Aufnahme dieses Werks mit der DRP den "Echo Klassik" errang, wundert nicht: Der Posaunist jonglierte sicher mit Tomasis Stilmix, verband tänzerische Leichtigkeit mit jazziger Ironie, Walzer mit lateinamerikanischen Rhythmen, lyrische Kantilenen mit schmissigen Fanfaren. Für den stürmischen Beifall gab es die "Pavane pour une infante défunte" von Ravel.

Zum Schluss das zweite Frühwerk, Bruckners sogenannte "Nullte" Sinfonie. Auch wenn der Komponist das Manuskript mit dem Vermerk "Ungültig" versah, ist der Tonfall unverwechselbar brucknerisch. Und das, obwohl Venzago eigenwillig interpretierte. Statt gewohnter Mystik gab es hellwache Klarheit mit recht robustem Streicherklang; andere Abschnitte in extremem Pianissimo und ohne Vibrato wirkten gläsern und weltfern. Auffälliger war jedoch Venzagos sehr freier Umgang mit den Tempi: Dass das Trio etwa den halben Puls hatte wie das Scherzo und fast zum Stillstand kam, war dann doch gewöhnungsbedürftig - für wenige. Der Beifall war groß.

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