Ich will dabei sein! (Wo, ist egal)

Saarbrücken · 14 Filme laufen im Mittellangen Wettbewerb, zu sehen in fünf Blöcken. Heute stellen wir die Programme zwei bis vier vor, nicht nur mit Entdeckungen.

 Anna Suk als ratlose Coco im Film „Wannabe“. Foto: sixpackfilm

Anna Suk als ratlose Coco im Film „Wannabe“. Foto: sixpackfilm

Foto: sixpackfilm

Timo von Guntens "La femme et le TGV" ist gerade für den Kurzfilm-Oscar nominiert worden. "Inspiriert von wahren Begebenheiten" heißt es am Ende, dennoch wirkt er konstruiert. Die einsame Elise (Jane Birkin) winkt täglich dem vorbeirasenden TGV zu, vor und nach der Arbeit in ihrer Konditorei ohne Kundschaft. In betont schöne Bilder kleidet der Film seine gefühlige Geschichte, in der sogar eine bankrotte Bäckerei noch stilvoll aussieht. Der Film will ein "Chocolat"-Publikum unterhalten und tut dies nach allen Regeln des Kunsthandwerks.

In Albert Meisls "Der Sieg der Barmherzigkeit" verliert der arbeitslose Musikwissenschaftler Szabo sein bestes Sammlerstück, das Sakko einer 60er-Jahre-Beatband. Was tun? Der Film spielt witzig durch (gegen Ende etwas zu lang), was alles schief gehen kann. Köstlich ist die blumige Sprache des Wissenschaftlers.

Heiter bis wolkig ist auch "Bier & Calippo" über das Erwachsenwerden eines Rock'n'Roll-Kindskopfs. Mit leichter Hand inszeniert von Paul Ploberger.

Heute, 20 Uhr: CS 4; Samstag 17.45 Uhr: Camera Zwo.

Wie weit geht man, um Arbeitsplatz und Existenz zu schützen? Danach fragt Wendy Pillonel in "Dunkle Stunden". Ein Fabrikarbeiter, zermürbt vom ständig wachsenden Zeitdruck, verbrennt sich aus Verzweiflung. Kollege Igor findet den Abschiedsbrief, der die Fabrik anklagt - könnte er Igors Waffe werden im eigenen Arbeitskampf? Der unmittelbare, fast dokumentarische Blick erinnert an die Dardenne-Brüder; ein schmerzlicher, sehr menschlicher Film.

In "Schwarze Berge" von Joachim Neef dröhnt der Wind - wir sind in Wales, wo sich zwei Männer begegnen, die Schuld auf sich geladen haben. Ein ruhiger Film mit Atmosphäre, am Ende aber überzogener Schauspielerei.

"Was ich Dir noch sagen wollte" erzählt souverän von Trauer, Familie und schwieriger Bruderliebe. Regisseur Hans Henschel findet dafür sinnige Bilder: das ewige Im-Kreis-Fahren der Dorfjugend mit ihren aufgebretzelten Autos auf einem Feld, daneben ein altes Sofa als Mini-Tribüne für die zurecht Gelangweilten, die alle irgendwie weg wollen.

Samstag, 18 Uhr: CS 3.

Coco will dabei sein. Wobei genau - Kino, Bühne, Internet - ist egal. Das Teenager-Leben ist beschwerlich, wovon "Wannabe" von Jannis Lenz tragikomisch und differenziert erzählt: Es geht nicht um das böse Internet, auch wenn der Film den dauerfröhlichen Ton mancher YoutuberInnen genau trifft. Darstellerin Anna Suk changiert famos zwischen kratzbürstig und zart, zwischen angebend und tief verunsichert.

Rätselhaft und faszinierend ist "Wald der Echos" von Maria Luz Olivares Capelle - laufen da zwei Geschichten, eine mit einer Waldläuferin, eine mit drei Mädchen im Urlaub, parallel? Oder gegeneinander? Oder bedingen sie sich gegenseitig? Vor einer wunderbar eingefangenen Sommerszenerie - man glaubt, Gras und einen See riechen zu können - entspinnt sich eine Geschichte um Kinderspiele, Kunst, die Welt der Lebenden und die der Toten.

Heute, 14 Uhr: CS 4; Sonntag, 15.30 Uhr: Filmhaus.

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