„Marcel Ophüls hatte es damals nicht leicht mit uns“

Saarbrücken · Festival-Ehrengast Michael Verhoeven zeigt einige seiner Filme und kommt auch zu Publikumsgesprächen – mit Marcel Ophüls und seiner Frau Senta Berger.

 Regisseur Michael Verhoeven und seine Frau Senta Berger: Gemeinsam führen sie die Produktionsfirma Sentana und erzählen davon am Freitag ab 20 Uhr in der Camera Zwo. Foto: Tobias Hase / dpa

Regisseur Michael Verhoeven und seine Frau Senta Berger: Gemeinsam führen sie die Produktionsfirma Sentana und erzählen davon am Freitag ab 20 Uhr in der Camera Zwo. Foto: Tobias Hase / dpa

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Da wäre man gern dabei gewesen, als es Michael Verhoeven 1970 mit einem Debüt-Film "o.k" gelang, die Berlinale zu sprengen. Im Bayerischen Wald hatte er als Jungregisseur eine wahre Begebenheit aus dem Vietnam-Krieg nachgedreht, bei der GI's eine einheimische junge Zivilistin vergewaltigen und ermordeten. US-Regisseur und Jury-Präsident Georges Stevens wollte den Film rauswerfen. Die Debatte zwischen Jury und Filmemachern eskalierte so stark, dass der Wettbewerb - zum einzigen Mal bei der Berlinale - abgebrochen wurde. "Es war damals ja der erste Antikriegsfilm, nach ‚Im Westen nichts Neues'", sagt Michael Verhoeven.

Dass ihn politischer Film immer interessierte und ihn die Nazi-Zeit so sehr beschäftigte, habe er auch seinen Eltern zu verdanken, erzählt der 78-Jährige. Die Amerikaner hätten seinen Vater, den Schauspieler und Regisseur Paul Verhoeven, 1945 als ersten Intendanten des Bayerischen Staatsschauspiels eingesetzt, weil er so ziemlich der einzige Unbelastete gewesen sei. In seiner Familie wurde über die Nazi-Zeit geredet. Als Verhoeven Anfang der 80er den Film "Die Weiße Rose" plante, wollten ihn die, wie er sagt, konservativ besetzten Filmfördergremien nicht finanzieren. Auch die Familien der Widerstandskämpfer waren (zuerst) dagegen. Anneliese Knoop Graf, die Schwester Willi Grafs, sei die erste gewesen, die ihm Türen öffnete, die Tagebücher von Graf überließ. Mit der Graf-Schwester entstand eine enge Freundschaft.

Doch die Freundschaft ist nicht das Einzige, was ihn mit dem Saarland und dem Festival verbindet. Auch mit Marcel Ophüls sei er seit langem befreundet, sagt Verhoeven. Marcel, Sohn von Max Ophüls, lernte er 1954 bei Dreharbeiten zum deutsch-französischen Film "Marianne meine Jugendliebe" kennen. Ophüls war Regieassistent, Verhoeven Darsteller. Weil man damals nicht synchronisieren wollte, wurde der Film einmal mit deutscher, einmal mit französischer Besetzung gedreht. "Marcel hatte es damals nicht leicht mit uns." Der Freundschaft hat das nicht geschadet. Gemeinsam werden sie morgen ein Publikumsgespräch bestreiten. Auch Senta Berger ist dabei, zu Festivals fährt das Ehepaar Verhoeven am liebsten zu zweit. Auch Homburg kenne er übrigens, fällt dem Münchner ein. Denn trotz erster Erfolge als Jungschauspieler wollte er lieber Medizin studieren und verbrachte so die ersten Semester an der Saar-Uni. Vater Verhoeven nahm dem Sohn diese "Vergeudung des Talents" so übel, dass er ihn vor die Tür setzte. Verhoeven überlegte es sich anders.

In Ludwigsburg unterrichtet er, der niemals eine Filmhochschule besuchte, nun den Nachwuchs. Auch ein neues Projekt plant er, "den Stoff hat mir George Tabori geschenkt". Eine erste Drehbuchfassung von "Der schwarze Bus" habe er schon geschrieben. Aber die sei viel zu teuer, da müsse er noch mal ran.

Termine: "Die weiße Rose", heute, 14.30 Uhr: CS 3; "Das schreckliche Mädchen", heute, 20 Uhr: Achteinhalb; "Der unbekannte Soldat", Freitag, 14.30: FH, danach Gespräch mit Marcel Ophüls; "Mutters Courage", Freitag, 18 Uhr, Camera Zwo, danach Gespräch mit Senta Berger.

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