Warum ich?

Es ist die klassische Frage: "Warum ich?". Marketing-Mensch Walter ist gekündigt, er wird nicht mehr gebraucht, nur der nachtschwarze Dienstwagen, sein Ganzkörperpanzer, bleibt ihm noch ein paar Tage. Was tun? Die "Kündigung als Chance sehen", wie seine Frau empfiehlt? In "Jetzt. Nicht" nimmt uns Julia Keller (auch Co-Drehbuch und Schnitt) mit auf eine innere Bildungsreise, deren Ende in der Schwebe bleibt. Godehard Giese spielt diesen Walter, ist in jeder Szene zu sehen, das nervöse Herz dieses exzellenten Films: Wie seine Figur Smalltalk-Fassaden errichtet ("Du weißt ja, schlechten Menschen geht es immer gut" oder auch "Ja - awesome!"), wie nach einer Besprechung seine siegessichere Mimik absackt und er sich erstmal am Kopierer abstützen muss - das ist präzises, intensives Schauspiel. Da sind selbst Szenen, in denen Walter stumm aus dem Auto blickt oder durch die Nacht kurvt, packend.

Es ist die klassische Frage: "Warum ich?". Marketing-Mensch Walter ist gekündigt, er wird nicht mehr gebraucht, nur der nachtschwarze Dienstwagen, sein Ganzkörperpanzer, bleibt ihm noch ein paar Tage. Was tun? Die "Kündigung als Chance sehen", wie seine Frau empfiehlt? In "Jetzt. Nicht" nimmt uns Julia Keller (auch Co-Drehbuch und Schnitt) mit auf eine innere Bildungsreise, deren Ende in der Schwebe bleibt. Godehard Giese spielt diesen Walter, ist in jeder Szene zu sehen, das nervöse Herz dieses exzellenten Films: Wie seine Figur Smalltalk-Fassaden errichtet ("Du weißt ja, schlechten Menschen geht es immer gut" oder auch "Ja - awesome!"), wie nach einer Besprechung seine siegessichere Mimik absackt und er sich erstmal am Kopierer abstützen muss - das ist präzises, intensives Schauspiel. Da sind selbst Szenen, in denen Walter stumm aus dem Auto blickt oder durch die Nacht kurvt, packend.

Walters Reise, führt ihn gar zu einem Vorstellungsgespräch - letzteres mit einem konstruierten Drehbuchkniff, den man aber gerne hinnimmt. Janis Mazuchs Kamera kleidet die Geschichte in herbstliche Erd- und Metallfarben, kühle und strenge Architektur dominiert. Und nebenbei zeichnet der Film, in berührenden Szenen mit Giese und Loretta Pflaum als seiner Frau, das Bild einer guten, intimen Ehe.

Heute, 19.30 Uhr: CS 1; Do, 10 Uhr: CS 5 und 17.30 Uhr. CS 8; Fr, 22.15 Uhr: FH; So, 13.15: CS 4.

So, wie Godegard Giese im Zentrum von "Jetzt.Nicht" steht, tut dies Luise Heyer in "Einmal bitte alles" - und verteidigt den Film mit aller Kunst gegen die Klischee-Knüppel, die ihm das Drehbuch zwischen die Beine wirft. Heyer spielt Isi, eine glücklose Illustratorin und ewige Praktikantin. Ein Fels in der Brandung der Verlags-Absagen ist Freundin Lotte. Doch ihre WG-Gemeinschaft gerät aus der Balance, als ein schöner Italiener nicht nur das Klo repariert, sondern auch Lottes Herz erobert. Da darf man schon mal in die linke Leinwandecke schauen, ob da nicht ein Sat.1-Logo prangt.

Isi flüchtet in eine halb schimmelige WG und werkelt weiter an ihrem Traum. Flott gemacht ist das, mit bunten, oft sonnengefluteten Bildern, vor allem, wenn Isi durch München radelt, was sie oft tut. Das Drehbuch aber trägt dick auf und wirkt manchmal so, als unterschätze es sein Publikum. Das ist die Schwäche des Films - doch Regie und die famose Luise Heyer halten dagegen.

Heute, 19.45 Uhr: CS 3; Do, 14 Uhr: CS 1; Fr 12.15: CS 5, 17.30 Uhr: FH; So, 12.30 Uhr: CS 1.

Vom großen Schweben, Auseinanderdriften, auch Flüchten erzählt "Die Körper der Astronauten" von Alisa Berger. Eine Familie in der Auflösung ist thematisch nichts Neues bei Ophüls. Aber Berger (auch Buch und Schnitt) erzählt das berührend und mit einer Bildsprache im weiten Feld zwischen ungeschönt und entrückt. Der Vater (Lars Rudolph) säuft, erzählt die üblichen Alkoholiker-Lügen, seine Kinder Linda und Anton üben, mit Abi in der Tache, den Absprung - sie im Nachtleben, er bei einer Bettruhe-Langzeitstudie, die die Auswirkungen von Schwerelosigkeit auf Astronautenkörper testet. Doch die kleine Schwester ist zu jung, um zu fliehen - sie ist dem mal liebevollen, mal tyrannischen Vater ausgeliefert. Derweil driftet Anton in Raumfahrerfantasien durchs imaginäre All, der Erde entgegen und seinem Verglühen. Der Film wirft Schlaglichter auf seine Figuren, strebt dabei keiner dramaturgisch konventionellen Konfliktlösung entgegen, sondern findet eigenwillige Bilder für die Mitglieder dieser Familie - ob im erträumten All, in der eisig-sterilen Versuchsklinik oder im Schlafzimmer des Vaters, der sich mal wieder eingenässt hat - als er deswegen zum Teppichreiniger greift, wirft sich dessen Schaum zu kleinen Landschaften auf. Ein eigenwilliger, sehenswerter Film.

Heute, 22 Uhr: CS 1; Do, 15 Uhr: CS 5; Fr, 20 Uhr: CS 8; Sa, 10.30 Uhr: CS 4; So, 15.30: CS 2.

Die Leinwand ist noch schwarz, da hört man schon ihren schnellen Schritt auf dem Asphalt. Sehr oft wird man die Ukrainerin in "Marija" hasten sehen, die Kamera im Rücken, immer vorwärts - ob nun auf dem Weg in ihre ranzige Wohnung oder quer durch ein Hotel, um sich bei einer Putzkollegin zu rächen, die sie beim Stehlen verraten hat. Die junge Frau träumt von einem Frisiersalon, doch der Weg dahin ist schwierig: Als sie ihre Miete nicht zahlen kann, unterwirft sie sich dem Vermieter - der Anfang eines relativen Aufstiegs in der Kleinkriminalität. Sie drängt alle Gefühle zurück, will funktionieren.

Das hätte ein Sozialrührstück werden können, doch Michael Kochs Film (Drehbuch: Koch und Juliane Großheim) ist differenziert: Marija ist ein Opfer ihrer Situation, aber mittlerweile auch so zielgerichtet, dass man sich vor ihr hüten muss. "Bei dir kommt keine ungestraft davon, das mag ich", sagt der kriminelle Georg (famos: Georg Friedrich als sensibler Windhund), der die Wahrheit dieses Satzes noch schmerzhaft spüren wird. Margarita Breitkreiz ist in jeder Szene zu sehen (was den Film mit "Nicht.Jetzt" und "Einmal bitte Alles" verbindet) und bietet eine vielschichtige Darstellung. Mitgefühl hat man mit Marija, möchte ihr aber nicht zu nahe kommen, auch wenn man weiß, warum sie so ist, wie sie ist.

Heute, 19 Uhr: CS 4; Do, 15 Uhr, FH; Fr, 19.30 Uhr, CS1; Sa, 22.15 Uhr: CS 2; So, 14 Uhr: CS 3.

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