Rhythmus für die Augen

Saarbrücken · Am Wochenende gastierte eine weltberühmte Show in der Saarlandhalle: „Stomp“ ist eine Mischung aus Percussion, Tanz und Komik. Ohne Worte gelang am Samstagabend ein Dialog zwischen Performern und dem begeisterten Publikum.

 Selbst in schnöden Kehrbesen steckt jede Menge Rhythmus. Foto: Iris Maurer

Selbst in schnöden Kehrbesen steckt jede Menge Rhythmus. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Klatsch, klatsch". Wie ein Echo kommt das Geräusch tausender Hände aus dem Publikum zurück auf die Bühne. Dort gibt einer der acht ",Stomper" den Takt vor. Schon zu Beginn der Saarbrücker Show, die mit einer witzigen Besennummer eröffnet, bei der die Performer die Borsten ihrer Putzwerkzeuge rhythmisch perfekt aufeinander abgestimmt bis zum noch so verhaltenen Kratzen über den Boden bewegen, wippen viele mit den Füßen, nicken mit den Köpfen. Die Rhythmuskünstler von "Stomp" sind mitreißend. Ihre 100-minütige Show kennt keine Pausen - höchstens mal ein paar Längen bei den Nummern, die weniger eine Geschichte erzählen, dafür aber durch ihre rhythmisch-tänzerische Perfektion glänzen.

1991 feierte die erste "Stomp"-Show Premiere im südenglischen Brighton. Deren Erfinder, Luke Cresswell, ein Percussionist und Rhythmus-Programmierer, war selbst jahrelang auf der Straße aufgetreten, wo er alles, was man irgendwie zum Klingen bringen kann, benutzte, um die Leute zu unterhalten. Seine - mit Steve Nicholas - entwickelte Show läuft mittlerweile seit über 20 Jahren in New York und im Londoner West End.

Mit mehreren Kompanien tourt "Stomp" außerdem durch die Welt. Das Programm wird immer wieder um Neues ergänzt. Die Besetzung besteht aus professionellen Schlagwerkern, Tänzern und Musikern aus vielen Ländern. Gespielt wird mit allem, was ein Schrottplatz und der eigene Körper als Resonanzfläche hergeben: mit Tonnen aller Größen aus Metall oder Plastik, Rohren, Holzstöcken, Tassen, Deckeln, Streichholzschachteln und sogar Feuerzeugen. Ein Höhepunkt der Show: Die Lichterkette, bei der die acht Performer Feuerzeuge so rasend schnell hintereinander zünden, dass sie im Dunkeln leuchten wie eine blinkende Kette aus Lichtern.

Komödiantisches Talent zeigen die ansonsten mit ihrer anstrengenden körperlich-rhythmischen Performance beeindruckenden "Stomper" bei ihrer Zeitungsnummer. Papier kann ziemlich laut sein! Aus "Saarbrücker Zeitung" lesenden Papier-Raschlern, hüstelnden Performern und Zischlauten entsteht die Geräuschkulisse eines Dschungels mit wilden Tieren. Großartig! Der Percussionist wird zum Papiertiger. Wieviel Klangpotential ein Einkaufswagen hat, konnte man ebenfalls hier lernen, um es gegebenenfalls demnächst mal selbst im Supermarkt auszuprobieren. Zuvor ging es mit umgehängten Metallspülen musikalisch in die an Rhythmen so reiche Welt des brasilianischen Karnevals und seines "Timbalada". Da spritzten Spülwasser und Schweißperlen gleichermaßen.

"Stomp" ist auch eine musikalische Reise durch die Rhythmuswelten aller Kontinente. Es sind aber die anekdotischen Einschübe, die das große, laute Trommel- und Tanzspektakel immer wieder wohltuend unterbrechen. Denn so beeindruckend die Show ist - sie ist bis ins winzigste Detail durchchoreografiert, was hin und wieder wie konfektionierte Ware wirkt, die eben auf der ganzen Welt in gleichbleibend hoher Qualität angeboten wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort