Bowie und die Folgen: Donny McCaslins große Jazzplatte

Christopher Street, Greenwich Village, New York. Hier, wo in den 70ern das Zentrum der Schwulen- und Lesbenbewegung war und noch immer mehr Toleranz als anderswo das nachbarschaftliche Zusammenleben prägt, geht es hinab in die 55Bar. Saxofonist Donny McCaslin ist hier Stammgast mit seiner Band. Im Juni 2014 hörte ihn hier David Bowie. Und als anderthalb Jahre später am 8. Juni 2016, drei Tage vor Bowies Tod, das Album "Blackstar" erschien und als ganz und gar unnostalgisches Rockrequiem überraschte und überzeugte, war das auch Donny McCaslins Verdienst.

David Bowies letzte Platte war zugleich Donny McCaslins Durchbruch. Natürlich ist sein wieder mit den Blackstar-Kompagnons eingespieltes Album "Beyond Now" David Bowie gewidmet. Doch ist das neue Opus nach dem Ritterschlag alles andere als ein Nachklapp auf diese Zusammenarbeit. Nicht einmal dort, wo sich die Band plus Gäste die Bowie-Stücke "Warszawa" und "A Small Plot of Land" vornimmt.

Es ist ein mit rauem, intensivem und druckvollem Saxofonton vorgetragenes Statement von heute, das die Beziehungen von Electronics und Improvisation mal hymnisch, mal drängend rhythmisch intensiv auslotet. Ein rundum überzeugendes Statement, das ebenso die Geschichte des Jazz wie die einer unverhofften Begegnung mit einer Ikone des Pop konsequent weiterdenkt.

Donny McCaslin: Beyond Now (Motéma/Membran).

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