Drauflos bauen ist der Tod: Anselm Weber über seine Frankfurter Pläne

Anselm Weber, Noch-Intendant in Bochum, übernimmt ab der Spielzeit 2017/18 das Schauspiel Frankfurt. Mit der Sanierung der Städtischen Bühnen kommt einiges auf ihn zu. Im Gespräch mit dpa-Mitarbeiterin Sandra Trauner sagt Weber, was er in seinen Intendantenjahren in Essen/Bochum gelernt hat und was er in Frankfurt will.

Als Schauspiel-Intendant in Frankfurt werden Sie, zusammen mit Ihrem Opern-Kollegen Bernd Loebe, auch Geschäftsführer der Bühnen GmbH und damit verantwortlich für mehr als 1000 Mitarbeiter und ein Millionenbudget.

Weber: Gesucht wurde ein Intendant. Das Thema Geschäftsführer kam erst in der zweiten Runde. Ich bin mir nicht ganz klar, wie ich diese drei Personen in mir, Regisseur, Intendant, Geschäftsführer, verbinde, ohne in irgendeine Form von Schizophrenie zu geraten.

Sie verlassen Bochum vor Ablauf Ihres Vertrags, weil Sie die Ihnen auferlegten Budgetkürzungen nicht umsetzen wollten?

Weber: Wir hatten in Bochum schmerzliche Einschnitte. Heute nehmen wir mit weniger Mitarbeitern mehr Geld ein als je zuvor. Da muss dann auch mal Schluss sein. Eine Schmerzgrenze war, als die Stadt die Tariferhöhungen nicht mehr übernommen hat.

Bochum und Essen, Ihre früheren Stationen, sind Arbeiterstädte im Ruhrgebiet, Frankfurt Bankenmetropole. Brauchen diese Städte ein unterschiedliches Theater?

Weber: Als wir 2004 anfingen, kannten wir das Ruhrgebiet sehr wenig. Wir wollten gemeinsam mit den Essenern herausfinden, für welche Stadt man hier Theater machen muss. Essen ist eine Stadt mit starken Konflikten zwischen einem armen Norden und einem reichen Süden. Wir haben versucht, die gesamte Stadt abzubilden. In Bochum kam dann die Opel-Krise. Wir haben als Theater die Demos mitorganisiert. Das hat zu einer großen Identifizierung der Stadt mit ihrem Theater geführt. Wir haben einen Abend gemacht mit Liedern von Grönemeyer. Egal ob die Hochkultur das großartig fand: Entscheidend ist, dass da 850 Leute sitzen und am Ende "Bochum" singen.

In Frankfurt erwarten Sie unruhige Zeiten. Das Haus muss umgebaut und saniert und währenddessen vermutlich geschlossen werden, sogar Abriss und Neubau wurden vorgeschlagen. Sicher kommen Provisorien auf Sie zu. Wussten Sie das, als Sie unterschrieben haben?

Weber: Nein. Fairerweise muss man sagen: Als verhandelt wurde, war die Größenordnung noch nicht bekannt. Was für mich klar ist: Der Ort ist nicht diskutierbar. Ich kann nur davor warnen: Einfach drauflosbauen ist der Tod.

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