„Nur ein seltsamer alter Entertainer“

Neunkirchen · Die Publikumskulisse war mager, reichhaltig aber die Darbietung: Singer/Songwriter/Alleinunterhalter Bernd Begemann spielte in der Stummschen Reithalle am Freitag fast drei Stunden lang auf.

 Es war kein mageres Konzert, das Bernd Begemann in Neunkirchen bot. Foto: Dingler

Es war kein mageres Konzert, das Bernd Begemann in Neunkirchen bot. Foto: Dingler

Foto: Dingler

Woran mag es nur liegen, dass der begnadete Underground-Entertainer Bernd Begemann hierzulande nicht mehr als 50 Zuschauer in ein Konzert locken kann? Er hätte jedenfalls mehr Publikum verdient gehabt als die wenigen treuen Fans an ein paar besetzten Tischen in der Neunkircher Stummschen Reithalle am Freitagabend. Wer sonst liefert ein so exzentrisch-exaltiertes Bühnenprogramm ab? Wer sonst spielt so gefühlvoll E-Gitarre, singt so zielsicher am Kitsch vorbei schiffende Liebeslieder und erfüllt spontan nahezu alle von den Fans gewünschten Songs? Nicht zu vergessen, dass der Wahl-Hamburger seinen unvergleichlichen Humor mitbrachte - so zum Beispiel, als er aufgrund des Auftrittsorts spontan einen Pferde-Song komponieren wollte ("um das Songschreiben zu entmystifizieren"). An anderer Stelle knöpfte Begemann lasziv sein Hemd auf, präsentierte seine Schweißflecken oder gab dem Mikrofon Ohrfeigen aufgrund von schlechter Laune, denn: "Ich bin asozial, außer wenn ich mit euch spreche - sonst wäre ich nur ein Mann, der auf dem Bürgersteig vor sich hin redet." So zumindest die Selbsteinschätzung von Begemann, bei dem man nie wusste, was er nun wie ernst meinte.

Ehrlich schien zumindest seine Dankbarkeit gegenüber den Betreibern der Reithalle zu sein, als er ihnen dafür dankte, dass sie ihn immer wieder buchten, "obwohl sie nicht allzu viel davon haben". Die Anwesenden sahen das anders; sie erfreuten sich am bizarren Mikrokosmos des Sängers (Selbsteinschätzung: "Ich bin nur ein alter seltsamer Entertainer") und spendeten immer wieder viel Applaus. Begemann schob deswegen das Ende der Show immer weiter nach hinten, wiewohl er dabei mit sich schimpfte: "Das ist unprofessionell, jeder sagt mir das!". Nun, fast drei Stunden Bernd Begemann, das war in der Tat eine mehr als ausreichende Dosis für die Zeit, die es bis zum nächsten Gastspiel im Saarland zu überbrücken gilt.

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