Auftakt-Kracher fürs Saar-Festival
Saarbrücken · Mit dem „Großen Chinesischen Neujahrskonzert“ am 24. Januar in der Saarbrücker Congresshalle meldet sich Musikfestspiel-Saar-Chef Robert Leonardy zurück – und wirbt damit auch für sein China-Festival 2017.
Die Nachfragen mehrten sich dann doch: Gibt's die überhaupt noch? Zumal auch auf der Internetseite der Musikfestspiele Saar sich partout nichts tut. Nach wie vor währt dort der August 2016. Hat Festivalchef Robert Leonardy also doch aufgegeben, nachdem die Landes- und Saartotogelder, zusammen rund 350 000 Euro, nicht mehr fließen? "Wir sind noch da", entgegnet der selbstbewusst. Und zum Beweis kündigt er jetzt für den 24. Januar 2017 das "Große Chinesische Neujahrskonzert" in der Saarbrücker Congresshalle an. Als Prolog seines China-Festivals.
Dafür dürfte das Neujahrskonzert in der Tat der passende China-Kracher zum Auftakt sein. Ist es doch eine Art Crashkurs in der Kultur des alten Reichs der Mitte. Oper, großes Orchester, aber auch innige Volksweisen, prachtvolle Kostüme und traditionelle Instrumente. Und ein Exportschlager: Seit 20 Jahren ist das Neujahrskonzert made in china auf Tour. Machte Station in Wien und Berlin, aber auch schon in Nürtingen und Cottbus.
Die eigentlichen Saar-Musikfestspiele aber, schränkt Robert Leonardy ein, werden 2017 deutlich "konzentrierter" sein müssen. Tatsächlich sind derzeit nur zehn Konzerte geplant; 2015 waren es noch über 60 Termine. Überdies, Leonardy-Kritiker werden sich bestätigt fühlen, wird sich die nun stark aufgelockerte Konzertreihe von der Eröffnung mit der Deutschen Radio Philharmonie am 31. März 2017 bis zum Finale in den August hinein strecken. Wie soll da noch Festivalatmosphäre wachsen? Sein Team versuche nach Kräften gegenzuhalten, sagt Leonardy.
Er biete schließlich Attraktives. Wie beispielsweise das Shanghai Symphony Orchestra, Paul McCartneys "Liver pool Oratorio" und Star-Pianist Grigory Sokolov. Und auch Kurioses: Vater und Sohn zu Guttenberg nämlich: Dirigent Enoch musiziert und Ex-Minister Karl-Theodor rezitiert Lao-Tse-Weisheiten. Darauf muss man erstmal kommen.
Doch die Finanzierung des Festivals mache ihm zu schaffen. "Bislang habe ich noch keinen verlässlichen Ersatz für die weggefallenen Gelder aufgetan", sagt Leonardy. Zwar habe er unverdrossen Anträge an Staatskanzlei und Kulturministerium gesandt, doch nachdem insbesondere Kulturminister Ulrich Commerçon (SPD) anderes fördern will und das neue Festival "Colours of Pop" schon weitgehend steht, dürfte so kaum noch Nennenswertes reinkommen.
Robert Leonardy hofft daher, dass er seine Verpflichtung als Koordinator des deutsch-chinesischen Kulturjahres 2017 auch im Sinne seines Saar-Festivals nutzen kann. Kommendes Jahr wird nämlich das 45-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehung zwischen der BRD und der Volksrepublik gefeiert. Dazu sind über 100 Veranstaltungen bundesweit geplant, so der west-östliche Koordinator. Doch auch da sind noch viele Finanzierungsfragen offen. Zudem will Leonardy sein Festivalprogramm erst Ende Februar in Berlin in Verbindung mit der Kulturjahr-Agenda präsentieren. Das beschert sicher mehr Aufmerksamkeit, aber damit entgeht ihm hier das wichtige Weihnachtsvorverkaufsgeschäft. Es braucht also dieses Mal wohl besonders viel unerschütterlichen Leonardy-Optimismus.
Großes Chinesisches Neujahrskonzert in der Saarbrücker Congresshalle: 24. Januar, 2017, 20 Uhr, Karten unter Tel. (06 81) 9 88 08 80 und im Internet unter www.musikhaus-knopp.de und www.proticket.de .