Muss man denn alles können?

Saarbrücken · Am Anfang volle Kinos und gute Kritiken. Am Ende? Schmähpreise und rote Zahlen. Die Karriere von Prince als Filmemacher war holprig. Seine drei Kinofilme erscheinen jetzt als Bluy-ray-Box und laden ein zu einem Blick zurück.

Merkwürdig verlief sie, die Kinokarriere von Musiker Prince. Drei Filme drehte er: erst einen Erfolg, dann einen mittleren Misserfolg, dann einen kompletten Flop. Nun erscheinen die Filme zusammen auf Blu-ray (der letzte erstmals) - eine gute Gelegenheit, sich an Prince, der im April im Alter von 57 Jahren starb, als Filmemacher zu erinnern. 1983/84 entstand "Purple Rain", in dem Prince seinen Aufstieg als Musiker in Minneapolis nacherzählte; um Rivalitäten mit anderen Musikern geht es, um schwierige Familienverhältnisse, um Kreativität und brennende Ambition. Das begleitende Album machte Prince 1984 vom Kult- zum Superstar, während der Film der beste mit Prince bleibt - wohl, weil er ihn geschrieben, aber nicht inszeniert hat (es war Albert Magnoli). Schauspielerführung und Dramaturgie waren keine Stärken des Musikers, wie sich zeigen sollte. Der Erfolg von "Purple Rain" jedenfalls war so groß, dass Prince 1985 rasch den nächsten Film drehte, an der Cote d'Azur und - überraschend - in Schwarzweiß: "Under the Cherry Moon". Nach einer Woche Dreharbeiten entließ er die Regisseurin Mary Lambert und inszenierte selbst.

Die Geschichte eines musizierenden Gigolos (Prince), der unter der Mittelmeersonne die Herzen schmelzen lässt, hat er nicht in den Griff bekommen - die Gags zünden selten, die Schauspielerei wirkt überzogen - was bleibt, sind die Musik, die atmosphärischen Bilder von Kameramann Michael Ballhaus und das Debüt von Kristin Scott Thomas.

Fans und Kritik konnten wenig anfangen mit dem Film - da ist es wohl kein Wunder, dass Prince beim nächsten Versuch scheinbar sichereres Terrain betrat: 1990 führte er "Purple Rain" vage fort und erzählte in "Graffiti Bridge" von Rivalitäten unter Nachtclubbesitzern und von sich selbst als Künstler auf Sinnsuche, begleitet von einem Engel und von lyrischen Visionen, die er an seine Wand pinselt. Der Film schafft sich seine eigene künstliche Welt - wo "Purple Rain" noch tatsächliche Straßen in Minneapolis zeigte, Hinterhöfe und reale Clubs, da ist in "Graffiti Bridge" alles nur noch Studio - mit knallbuntem Licht und Kunstnebel, den Prince mit dem Motorrad telegen durchfährt. Das raue Filmische von einst ist einer glatten Ästhetik gewichen, die schlecht gealtert ist und heute wie ein langes MTV-Video wirkt. Bei Konzertaufnahmen erwacht der Film zum Leben; erzählt Prince seine Geschichte, stolpert er ins Kunstgewerbe.

Kurios bleibt dieses Film-Trio und auch frustrierend, wenn man darüber spekuliert, was vielleicht hätte sein können - hätte Prince, der begnadete Musiker und Bühnenmensch, sich nicht selbst inszeniert, sondern sich einen Profi gesucht. Man muss ja nicht alles können.

 Ein klassisches Motiv: „Purple Rain“, der Film und das Album, machten Prince 1984 vom Kult- zum Superstar. Foto: Warner Home Video

Ein klassisches Motiv: „Purple Rain“, der Film und das Album, machten Prince 1984 vom Kult- zum Superstar. Foto: Warner Home Video

Foto: Warner Home Video

Erschienen bei Warner. Extras: Videoclips zu den einzelnen Filmen und im Fall von "Purple Rain" Hintergrundberichte.

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