Damen in Bonbonfarben

St Ingbert · Finale in St. Ingbert. Der Mittwoch war der letzte Wettbewerbstag der Pfanne – und bot einige Kleinkunstprogramme auf, denen man eine Auszeichnung gönnen würde. Die Preise werden heute Abend vergeben.

 Das Quartett „Belle Mélange“ auf der Bühne der St. Ingberter Stadthalle: Vitalina Pucci, Polina Blüthgen, Theresa Heinz und Nadja Schneider. Foto: Kerstin Krämer

Das Quartett „Belle Mélange“ auf der Bühne der St. Ingberter Stadthalle: Vitalina Pucci, Polina Blüthgen, Theresa Heinz und Nadja Schneider. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Eine weibliche Übermacht dominierte den Mittwoch, den letzten und ebenfalls bunten Wettbewerbsabend der St. Ingberter Pfanne. Als Quotenmann allein unter musikalischen Frauen behauptete sich Alain Frei: Schweizer Stand up-Comedian und Schauspieler mit Wahlheimat Deutschland und dem Credo: Alle Menschen sind gleich, nur anders. Dem lässigen Sympathieträger gelingt das Kunststück, vom privaten und scheinbar harmlosen Klein-Klein auf gesellschaftspolitisch relevante Themen zu kommen und dabei ein paar sehr unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Klare Bekenntnisse: In der Flüchtlingsdebatte etwa stellt sich Frei demonstrativ hinter Merkel und warnt davor, alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen. Oder bei der Frage gleichgeschlechtlicher Ehe mit Religion zu argumentieren. Und damit der Zuschauer es besser verträgt, wenn man ihm den Spiegel seiner eigenen Vorurteile vorhält, verpackt Frei Unbequemes in wohlfühlige Alltagsgeschichten um peinliche (Groß-)Mütter, alberne Gangsta-Rapper, rassistisch korrekte Smileys und Possierlichkeiten des Schwyzerdütschen - clever.

Ebenfalls zur Gattung der angenehmen Moralisten gehört Liese-Lotte Lübke, die den Abend mit literarisch-musikalischem Kabarett eröffnete. Die 27-Jährige aus Hannover (angeblicher Zweitberuf: Hundefriseurin) plädiert vom Flügel aus für mehr Menschlichkeit, Rücksicht und Unvernunft. Das tut sie mit bildgewaltigen, nachdenklichen Liedern, starker Stimme und hintergründigen Sprechtexten. Kranken wir am System oder das System an uns? Weg mit bürokratischem Irrsinn und distanzierter Höflichkeit - wie wär's stattdessen mit mehr Ehrlichkeit? Aufstehen und tanzen! Denn "wer heute den Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit den Zähnen", meint Lübke.

Geballte Frauenpower ganz anderer Art kam zum Abschluss mit "Belle Mélange" auf die Bühne der St. Ingberter Stadthalle. Das bonbonfarbene Damenquartett um die temperamentvolle, ulkige und famose Sängerin Theresa Heinz servierte einen Liederreigen von Bizets "Carmen" über teils neu betextete Schlager von Charles Aznavour und Pop bis zu schwülem Blues, eingebettet in witzige Spielszenen um feminines Selbstbewusstsein. Originell orchestriert und fein arrangiert, mit gut inszeniertem stummem Spiel - und jegliches Pathos wird mit bodenständigem Dialekt niedergekämpft. Nach dem Auftritt zogen sich die Jurys zur Beratung zurück - heute Abend ist Preisverleihung.

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