„Bowie hat den modernen Popstar erfunden“

2009 gewann der deutsch-niederländische Entertainer Sven Ratzke (38) die St. Ingberter Pfanne. Morgen eröffnet er die Woche der Kleinkunst mit seinem international erfolgreichen Programm „Starman“, einer Hommage an David Bowie, die sich nicht als Imitations-Show versteht. SZ-Redakteur Tobias Kessler sprach mit Ratzke.

 Sven Ratzke in seiner „Starman“-Show.

Sven Ratzke in seiner „Starman“-Show.

Foto: Dennis Veldmann

Wo waren Sie, als Sie die Todesnachricht Bowies gehört haben?

Ratzke: Ich war zuhause, als morgens um sieben mein Telefon klingelte und ein Freund mir erzählte, dass Bowie gestorben sei. Zuerst dachte ich an einen schlechten Scherz, aber dann klingelte das Telefon ununterbrochen. Presse, Freunde, Theater. Abends haben wir in einer großen TV-Show in Holland "Heroes" gesungen. Erst am nächsten Tag hatte ich Zeit, um überhaupt richtig zu verstehen, dass er nicht mehr am Leben ist. Es fühlte sich an, als hätte ich einen Freund verloren.

Welche künstlerische Bedeutung hatte er denn für Sie?

Ratzke: Der größte Einfluss, den Bowie auf mich hatte, war die Motivation, Risiken einzugehen und nie stehen zu bleiben.

Bowie hat ja das Androgyne in die Rockmusik gebracht, das machte ihn zum Helden für viele, die sich im klassischen Konzept "Authentischer Rock für Heteros" nicht wiederfanden.

Ratzke: Bowie hat den modernen Popstar erfunden. Er war rätselhaft, glamourös, intellektuell - er hat eine neue Gruppe Menschen angesprochen. Er war ein Wegbegleiter für alle, die anders sein wollten und hat ihnen Mut gemacht. Weil er nur das gemacht hat, was er machen wollte, und sich von der Masse nicht beeinflussen ließ.

Was hat sich für Sie als Interpret der Musik Bowies geändert, jetzt, da der Künstler tot ist?

Ratzke: Es ist noch wichtiger, die Show zu machen. Durch seinen Tod hat sie eine andere Ebene bekommen. Ursprünglich habe ich seinen Namen nie genannt. Jetzt nenne ich ihn, wenn ich über Sterne spreche, die auch unsere verstorbenen Helden sein könnten - Lennon, Lou Reed, Elvis. Da ist Bowie jetzt auch dabei.

Ihre Version von "Heroes" klingt ganz anders als Bowies Fassung. Muss man Klassiker neu erfinden, um sie frisch zu halten?

Ratzke: Das ist das Allerwichtigste. Warum sollte ich die Musik eins zu eins nachahmen? Meine Show ist keine Tribut- oder Imitations-Show. Es ist eine Ratzke-Show mit der Musik von Bowie, und ich zeige wie genial seine Musik ist. Nur gute Musik kann man sich zu eigen machen und sie neu erzählen.

Ihre Show bezieht sich am stärksten auf den Bowie der frühen 70er Jahre, auf die bunten Charaktere Ziggy Stardust und Alladin Sane. Warum?

Ratzke: Weil die verschiedenen Bowies der 70er ein großes Rätsel waren. Es gab immer wieder neue Charaktere und Masken, wie bei einer Oper. Es war nicht erkennbar, was wahr und was erfunden ist. Das ist Theater und fasziniert mich enorm.

War das für Sie auch die musikalisch beste Phase? Oder doch die legendäre Berlin-Trilogie?

Ratzke: Alles ist gleich wichtig, weil das Eine aus dem Anderen entstanden ist. Aber Ziggy war der Anfangspunkt.

Kann man einfach so eine BowieShow planen? Oder mussten Sie sich eine Erlaubnis einholen?

Ratzke: Bowie hat uns eine Genehmigung gegeben, nachdem er mich gehört hatte. Sein Segen war mir sehr wichtig. Er schaut jeden Abend von dort oben auf uns herunter - das weiß ich.

Morgen, 20 Uhr, Stadthalle St. Ingbert. Karten im Rathaus, an der Abendkasse und an allen Reservix-VVK-Stellen.

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