Keine Schwüre, keine Gefühlsduselei!

Saarbrücken · Wie hält man die Liebe auch nach vier gemeinsamen Jahrzehnten frisch? Eine Anregung dazu könnte das Buch der Autorin Silvia Bovenschen bieten.

Diese Liebe ist vier Jahrzehnte alt - und immer noch sehr lebendig. Die Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Silvia Bovenschen , 69, und die Malerin Sarah Schumann, 82, leben in Berlin zusammen. Schumanns Bilder hängen in den Räumen, die die beiden gemeinsam bewohnen, seit Bovenschens Multiple Sklerose so fortgeschritten war, dass sie nicht mehr in ihre Frankfurter Wohnung zurückkehren konnte.

Die Doppelbiographie ist taktvoll geschrieben, aber mit Entschiedenheit. Die unterschiedlichen Stationen beider Leben und die künstlerische Entwicklung steht im Mittelpunkt. Sarah, sagt Bovenschen, führe da Regie, sie sei selbst das Gesetz. Die Freundschaft, die in Liebe mündete, wird zurückhaltend ausgebreitet, sie basiert auf einer "Erinnerungsverabredung": "Die Sehnsucht nach Anerkennung ist vermutlich nichts anderes als der Versuch, die Interpretation der anderen zu dem, was die gemeinsame Lebensspanne geschichtsmächtig und alltagscoloriert bestimmt, mit den eigenen Erinnerungsbildern verträglich zu halten. Solide Verabredungen für eine Rahmung der individuellen Gedächtnisbilder." Allein kann man sein Leben nicht deuten. Man braucht einen Anderen als Gesprächspartner und auch Widerpart. Beide hätten sich nie etwas versprochen, keine Schwüre, keine Gefühlsduselei. Wichtiger sei, dass sie sich nie miteinander gelangweilt hätten, "nicht eine Minute". Das Porträt ist ein Dank, eine Freudenbekundung, eine Hoffnung für die letzte Lebenszeit.

Silvia Bovenschen : Sarahs Gesetz. S. Fischer, 256 Seiten, 19,99 Euro.

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