Seltsam uninspiriert

Saarbrücken · Seit Andrea Jahn die Saarbrücker Stadtgalerie 2012 als Direktorin übernommen hat, macht es große Freude, das Haus zu besuchen. Die meist hochkarätigen Ausstellungen sind spannend und perfekt inszeniert. Bei der aktuellen Schau „High Five Renée“ gelingt dies aber nicht.

 Eines der großformatigen, gestisch-abstrakten Gemälde von Renée Levi. Foto: Renée Levi/Stadtgalerie

Eines der großformatigen, gestisch-abstrakten Gemälde von Renée Levi. Foto: Renée Levi/Stadtgalerie

Foto: Renée Levi/Stadtgalerie

Arbeiten der Schweizer Künstlerin Renée Levi und ihrer ehemaligen Studentinnen Jeannice Keller, Patricia Murawski, Angelika Schori und Claire Zumstein sind zurzeit in Saarbrücken zu sehen. Levi ist eine bemerkenswerte Künstlerin. Ihre minimalistischen gestischen Abstraktionen gehen einen intensiven Dialog mit Raum und Architektur ein und spielen mit Licht und Farbe. Durch die Malerei mit raschem Farbauftrag und die Präsentation bleibt der Entstehungsprozess nachvollziehbar. In der Saarbrücker Stadtgalerie ist eine Serie von Leinwänden zu sehen, auf denen jeweils zwei pinke Rechtecke leuchten, dass die Augen schmerzen. Die riesigen Leinwände sind so hintereinander aufgestellt, dass jede einen spitzeren Winkel zur Wand einnimmt. So verändern sich die Lichtverhältnisse mit jedem neuen Blick. Außerdem kann der Betrachter hinter die Leinwand schauen und sieht die Farbe durch den Malgrund. Trotzdem wirkt das seltsam uninspiriert, als ob Levi nicht wirklich wusste, was sie mit den relativ kleinen schmalen Räumen anfangen sollte.

Spannender sind da schon Angelika Schoris schmale Alubleche, die von der Rückseite zu leuchten scheinen, was die Künstlerin durch ein gewieftes Spiel von Licht und Farbe erreicht. Ähnliches versucht sie auch mit zweifarbigen Leinwänden, die sie über Nägel an der Wand hängt und die ein vielfältiges Spiel mit Form, Farbe, Licht und Schatten eingehen. Aber bricht das wirklich Sehgewohnheiten auf? Kann man damit die Wahrnehmung der Besucher reizen?

Wie spannend gestische Malerei sein kann, zeigt Patricia Murawski im Ausstellungssaal im Obergeschoss, wo sie Wand und Decke mit schwarzer Farbe bespritzt hat, wie es einst Jackson Pollock tat. Sofort überlegt man, wie sie wohl die Farbe auf die Wand bekommen hat. Hat sie die Flüssigkeit in einem energiegeladenen Akt mit dem Pinsel auf die Wand geschleudert oder einfach kühl kalkulierend konstruiert, bis ihr das Ergebnis passte? Interessant wäre es gewesen, eine von Levis Wandmalereien gegenüberzustellen. Jeannice Kellers Arbeit im selben Raum wirkt jedenfalls deplatziert.

Zusammengestückelt wirkt auch der von der Künstlerinnengruppe gemeinsam bespielte Raum, der eine Installation sein soll, aber die einzelnen Werke gehen keinen wirklichen Dialog ein und stehen für sich. Den Betrachter lässt das hilflos zurück. Das ist Kunst mit angezogener Handbremse.

Es ist durchaus erkennbar, das die Künstlerinnen mit den Arbeiten versuchen, einen malereikritischen Blick zu wecken und den Besuchern die Räume neu zu erschließen, aber das tun sie scheinbar unmotiviert. Levi ist es nicht gelungen, ihre Werke in Bezug zur Architektur zu bringen und den Betrachter so neue Erfahrungen machen zu lassen. Insbesondere bei Schori und Levi ist das eher ungewöhnlich. Das hat man bei Ausstellungen in der Schweiz schon ganz anders gesehen.

Die Schau läuft bis 18. Oktober. Di-Fr 11-18 Uhr. Sa/So: 12-18 Uhr.

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