Gemeinsam stärker?

Saarbrücken · Seit 2004 tun sich die Bühnen der Großregion im Netzwerk „Total Théâtre“ zusammen, tauschen Regisseure und Inszenierungen aus. Nun haben sie Zwischenbilanz gezogen.

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Foto: Rich Serra

Rund 30 Mitarbeiter von sieben Theatern der Großregion haben sich jetzt zu einem Gedankenaustausch im Saarländischen Staatstheater (SST) getroffen. Auch um Bilanz zu ziehen: Seit 2004 haben die Theater aus Lüttich, St. Vith, Eupen, Luxemburg, Thionville, Trier und das SST als Netzwerk namens "Total Théâtre" Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit erprobt. Von 2012 bis 2015 gab es dafür zum zweiten Mal EU-Förderung. In dieser Zeit haben die Partner auf unterschiedlichsten Ebenen kooperiert: gemeinsame Festivals, Theaterproduktionen und Jugendprojekte ("Die Irokesen") realisiert, gemeinsam renommierte Ensembles zu Gastspielen in die Großregion geholt, Regisseure und technisches Personal ausgetauscht und versucht, auch das Publikum zu den anderen Häusern zu schicken. Was hat es gebracht?

Für SST-Generalintendantin Dagmar Schlingmann war es allein schon mal wichtig, dass sich die Häuser untereinander kennen lernen und so gemeinsam als "Theater der Großregion" positionieren konnten. Auch die Unterschiedlichkeit der Theater, in der Sprache, Größe, Struktur und Arbeitsweise zu erleben, sei sehr bereichernd gewesen, war sich Schlingmann mit ihren Kollegen einig. Im Gedankenaustausch miteinander habe man geschaut, so Schlingmann: "Was machen die anderen besser? Wovon können wir lernen?". Durch den Austausch von künstlerischem wie nicht-künstlerischem Personal habe man erste Schritte unternommen, um den Arbeitsmarkt über die Grenzen zu öffnen; auch das vermerkt sie als Erfolg. Trotz Einsatz von Shuttle-Bussen sei es aber schwierig, das Publikum in Bewegung zu setzen. An der Mobilität weiter zu arbeiten, hält Jean Boillet, Direktor des Théâtre Nest von Thionville, für eine der wichtigsten Aufgaben.

In jedem Fall wollen die Parter die Kooperation als Netzwerk "Total Théâtre" fortführen und sich dabei auch um andere Fördertöpfe bemühen. Künftige Schwerpunkte sieht Schlingmann im Bereich Laienförderung, Schauspiel- und Regienachwuchs.

Das Treffen nutzten die Kollegen aus Belgien, Lothringen und Luxemburg auch, um sich das deutsche Theatersystem erklären und durch das Staatstheater führen zu lassen. Beeindruckt waren sie nicht nur von der Größe der Werkstätten, auch von den Handwerks-Berufen, die man sich hier leistet. "Eigene Perückenmacher, Modisten oder Schuhmachermeister, die gibt es in Frankreich höchstens noch an der Comédie Française", staunte Nest-Direktor Jean Boillot.

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