Einen "Volkstrauertag" müsse man im Saarland nun wirklich nicht ausrufen, meint Joachim Arnold, Chef von Musik & Theater Saar mit der üblichen Ironie. Aber diesmal muss die Heimat, sprich der Merziger Zeltpalast, erst mal warten. Die Ahnen der "Addams" bleiben, anders als geplant, 2015 in der Gruft. Das hat Arnold entschieden, weil der Tourplan für die Vorjahres-Musical-Produktion "The Addams Family" noch nicht steht. Arnold will sie an Bühnen in Zürich, Düsseldorf und Berlin verkaufen. Ob dieses Kalkül aufgeht?

Merzig bekommt den "Kracher", die "First-Class-Nummer", wie Arnold seine "Addams Family" nennt, womöglich auch nicht im Sommer wieder, sondern als Dauerbrenner, jedes Jahr zu Halloween. Das ist Zukunftsmusik, noch nicht fertig komponiert. Bombastisch war und ist der Ausstattungs-, Personal- und Sound-Aufwand für die "Addams", die gerade in Bremen ihren ersten Auswärts-Testlauf erlebten. 700 000 Euro hat Musik & Theater Saar investiert. "Diese Produktion wird keinesfalls verschrottet", sagt Arnold. 20 000 Besucher haben sie im Saarland bereits gesehen. Als Wiederaufnahme sieht Arnold die "Addams" in einem anderen Segment, als touristisches Produkt, das man auf Busreisen-Veranstalter-Messen bewirbt. Dann müssten aus dem Land selbst nur mehr 20 bis 30 Prozent Publikum kommen. "Eine solche Positionierung ist kostspielig und lässt sich nur strategisch angehen", sagt Arnold. Derzeit fehle ihm dazu die Zeit. Bis Sommer 2016 ist er in Wuppertal an der Seite des früheren Staatstheater-Generalmusikdirektors Kamioka als stellvertretender Opernintendant tätig. Aber auch das Geld will der sonst so risikobereite Manager lieber mal zusammenhalten - bis die Konsolidierung seines 2012 in Finanzschieflage geratenen Unternehmens geschafft ist.

Obwohl auch Arnold vom abrupten Rückzug der Merziger Firma Kohlpharma aus dem Kultursponsoring betroffen ist, also eine "nicht sechsstellige Summe" im Budget für 2015 fehlt, laufe alles "im grünen Bereich", sagt Arnold. Man werde umschichten. Der Gesamtumsatz liege bei 1,4 Millionen Euro. Allein durch Ticketverkäufe seien eine Million Euro erzielt worden. "Merzig ist ein Biotop, das wunderbarerweise funktioniert", sagt Arnold. Andere Bühnen laufen schwergängiger, wie kürzlich die erste Auswärts-Saison der "Addams" in Bremen zeigte. Die Presse jubelte mit dem Publikum, doch die Vorstellungen "hätten besser verkauft sein können", so Arnold.

Er verzichtet 2015 auf finanzielle Kraftprotz-Veranstaltungen. Nicht jedes Jahr könne er horrend teure Weltstars wie Elina Garanca für "Klassik am See" (Losheim) engagieren oder personalintensive Groß-Produktionen stemmen wie "Hairspray" (2012) oder die "Addams" (2014). Die Opulenz ersetzt Arnold durch Charme - etwa einer reinen "Ladies Night" beim Klassik-Open-Air mit einer amerikanischen Geigerin, einer armenischen Sopranistin und einer litauischen Dirigentin. Und die 1983 erstmals als Musical uraufgeführte Story "La Cage aux Folles" (Ein Käfig voller Narren) liefert eine brettersichere Mischung aus Chichi, Travestie, Komik und Sentimentalität. Regie führt Holger Hauer, der schon für "Cabaret" (2013) ein großartiges Händchen bewies. Den einst am Saarländischen Staatstheater ins Musicalfach eingestiegene und viel beschäftigte Theater-und TV-Allrounder spielt in Merzig die Zaza. Wenn die Theatergerüchte nicht trügen, könnte ihm dort als George ein Kollege aus Saarbrücker Tagen zur Seite stehen: Hartmut Volle.

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Auf einen BlickPremiere von "La Cage aux Folles" am 17. Juli, 20 Uhr. Gespielt wird bis 9. August immer Fr, Sa, So. "Ladies Night"/Klassik am See (Strandbad Losheim): 11. Juli, 20 Uhr. Kammermusiktage Mettlach: 21. Juni bis 30. August. Jubiläumsgala "Die größten Musicalhits aller Zeiten" mit Uwe Kröger und Pia Douwes: 5. März, Saarlandhalle. Bis 1. Januar gelten Frühbucher-Preise. Zur "Addams Family" ist eine Doppel-CD erschienen. ceTickets: Tel. (0 68 61) 991 00, www.musik-theater.de