Stabwechsel in Saarbrücken Das DFKI segelt unter neuer Führung

Saarbrücken/Berlin · Stabwechsel am Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz: Jana Koehler löst Gründungsdirektor Wolfgang Wahlster ab.

 Hoch komplex – auch das Gebäude des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz an der Saar-Universität. 

Hoch komplex – auch das Gebäude des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz an der Saar-Universität. 

Foto: Iris Maurer

Am Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken endet im kommenden Jahr eine  Ära. Nach Professor Wolfgang Wahlster übernimmt zum ersten Mal eine Frau den Vorsitz der Geschäftsführung. Professor  Jana Koehler kommt von der Hochschule Luzern, ist am DFKI aber keine Unbekannte. Sie arbeitete von 1990 bis 1996 an der Saarbrücker Forschungseinrichtung und promovierte dort auch. Ihr Doktorvater war Wolfgang Wahlster. Der freute sich gestern: „Ich bin stolz, dass ich nun den Staffelstab an eine ehemalige Doktorandin übergeben kann.“  Wahlster, der auch eine Professur an der Saar-Uni hat, geht dort zum Jahresende in den Ruhestand und übergibt am 1. Februar die Position des Vorsitzenden der Geschäftsführung an seine Nachfolgerin.

Jana Koehler, Jahrgang 1963, beschäftigt sich an der Hochschule Luzern in Lehre und Forschung mit Künstlicher Intelligenz, Software-Architektur und der Digitalisierung von Geschäftsprozessen und berät auch Unternehmen zu KI-Lösungen. Solche Computerprogramme könnten Firmen helfen, effizienter und flexibler zu produzieren, sagt die Informatikerin. Menschen durch Roboter zu ersetzen, hält sie dabei für keine gute Idee. „Technologie und Wirtschaft sollen dem Menschen dienen, nicht umgekehrt.“ Ihr Ziel sei es, KI-Anwendungen zu erforschen, „die Gutes tun und auf die wir stolz sein können“.

Die künftige DFKI-Leiterin studierte an der Humboldt-Universität in Berlin Informatik und Wissenschaftstheorie. Dort habe sie, wie sie sich erinnert, sehr früh vom Aufbau eines neuen Forschungsinstituts zum Thema Künstliche Intelligenz in Saarbrücken erfahren. Am 1988 gegründeten DFKI, das  gestern in Berlin den 30. Jahrestag seiner Gründung feierte, arbeitete Jana Koehler von Januar 1990 bis Dezember 1993 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und begann dann mit der Promotion, erinnert sich ihr Doktorvater.

Jana Koehlers weitere wissenschaftliche Karriere führte über die Universität Linkoeping in Schweden und die US-Universität Maryland ans International Computer Science Institute in Berkeley in Kalifornien, weltweit eines der renommiertesten Forschungszentren der Informatik. Wieder zurück in Deutschland habilitierte sie im Jahr 1998 an der Universität Freiburg bei Professor Bernhard Nebel – der ebenfalls beim scheidenden DFKI-Chef Wolfgang Wahlster promoviert hat.

Zur Jahrtausendwende habe sie das Forschungsgebiet gewechselt, berichtet die designierte DFKI-Leiterin. Sie ging in die Industrie und arbeitete unter anderem neun Jahre als Managerin beim IBM-Forschungszentrum in Zürich. Seit dem Jahr 2010 hat Koehler ihre Professur für Computer Science an der Hochschule Luzern und ist auch Sprecherin einer Fachgruppe der Schweizer Informatikgesellschaft.

 Professorin Jana Koehler arbeitete bereits in den 90er Jahren am DFKI.

Professorin Jana Koehler arbeitete bereits in den 90er Jahren am DFKI.

Foto: DFKI

Die Informatikerin untersucht unter anderem den Einsatz von Programmen der Künstlichen Intelligenz in kleinen und mittleren Unternehmen, kümmert sich an der Schweizer Hochschule aber auch um den Nachwuchs. Im Projekt ITGirls will Koehler in Luzern 14- bis 16-jährige Schülerinnen für IT-Themen und das Programmieren begeistern. Das Bild vom einsamen Computer-Nerd vor dem PC sei von vorgestern, in der Informatik sei  Teamarbeit längst selbstverständlich. Das gilt auch fürs Segeln, Koehlers großes Hobby. Sie ist Segellehrerin – wird aber vermutlich in der nächsten Zeit nur noch wenig Gelegenheit haben, sich dieser Freizeitbeschäftigung zu widmen.

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