Wenn Störungen zu lange nicht stören"Es wird so unseriös diskutiert"

Dillingen. "Das hypoaktive ADS-Kind - unerkannt und nicht beachtet" lautete das Thema des Fachtages in der Stadthalle Dillingen gestern. Eingeladen hatten der Arbeitskreis ADHS beim Gesundheitsamt, die Stadtjugendpflege Dillingen und die Elterninitiative AHDS Saarlouis. Über 210 Therapeuten, Erzieher, Lehrer, Eltern aus dem ganzen Saarland kamen zu den Vorträgen und Workshops

Dillingen. "Das hypoaktive ADS-Kind - unerkannt und nicht beachtet" lautete das Thema des Fachtages in der Stadthalle Dillingen gestern. Eingeladen hatten der Arbeitskreis ADHS beim Gesundheitsamt, die Stadtjugendpflege Dillingen und die Elterninitiative AHDS Saarlouis. Über 210 Therapeuten, Erzieher, Lehrer, Eltern aus dem ganzen Saarland kamen zu den Vorträgen und Workshops.Die Aufmerksamkeitsdefizit-Störung AD(H)S ist die Diagnose, die Kinderpsychiater weltweit am häufigsten stellen. ADS (ohne die Hyperaktivität) ist in der Öffentlichkeit weniger bekannt. ADS tritt häufiger bei Mädchen auf, die introvertierten Kinder fallen meist im Kita- und Schulalltag nicht auf, bis Lern- und Leistungsprobleme auftreten. Zu Unrecht werden sie dann für dumm gehalten.

Die bekannte Kinder- und Jugendpsychiaterin Dr. Helga Simchen aus Mainz gab einen Überblick über die Störung ADS, Diagnostik und Therapie sowie den Umgang damit in der Schule. "ADS nimmt zu, weil die Reizüberflutung auf allen Gebieten zunimmt", betonte Simchen. ADS-Kinder haben eine andere Art der Wahrnehmungsverarbeitung; diese neurobiologische Funktionsstörung wird vererbt. Dabei sind kognitive und motorische Fähigkeiten gestört sowie die Verhaltens- und Gefühlssteuerung. Auch Jugendliche und Erwachsene können noch an ADS leiden. Wird die Erkrankung rechtzeitig behandelt, mit Medikamenten in Kombination mit einer Lern- therapie, ist der schulische Erfolg dennoch möglich. Wer ist zu diesem Infotag gekommen?

Drewitz: Das sind pädagogische Fachkräften aus der Frühförderung und Kindergärten, Lehrer, Schoolworker, Erzieher aus der Nachmittagsbetreuung, Schulpsychologen, Ergotherapeuten. Etwa ein Fünftel sind Eltern von ADS-Kindern und selbst betroffene Erwachsene.

Was ist Ihr Ziel?

Drewitz: Wir wollten mit der Thematik mehr an die Öffentlichkeit gehen, die Probleme der Kinder in den Mittelpunkt rücken. Gerade hypoaktive Kinder werden oft zu spät erkannt, weil sie sich anpassen und nicht auffallen. Dann werden sie für dumm gehalten, obwohl sie es nicht sind. Und die Lehrer haben so viele verhaltensauffällige Kinder, die sind froh, wenn andere nicht auffallen. Und es wird so oft so unseriös über ADHS diskutiert, die Krankheit zum Beispiel als schlechte Erziehung der Eltern ausgelegt. Dabei ist sie genetisch bedingt und bei frühem Erkennen gut zu beeinflussen.

Wie erklären Sie sich den großen Andrang hier?

Drewitz: Die Eltern sind oft lange Zeit in einer schwierigen Situation, bis sie die richtige Hilfe finden. Und Erzieher und Lehrer wissen oft nicht. wie sie mit ADS-Kindern umgehen sollen. Foto: Thomas seeber

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