Tägliche Messen im alten Ritus

Saarlouis. Die Kapelle der geschlossenen Niederlassung des Jesuiten-Ordens in Saarlouis ist an die Priesterbruderschaft St. Petrus verkauft worden und soll künftig der Feier der so genannten traditionellen Messe dienen

 Der letzte Gottesdienst in der kleinen Canisius-Kirche war die Messe zum Abschied der Jesuiten aus Saarlouis (Foto). Künftig will die Priesterbruderschaft St. Petrus hier Messen in der vor 1962 üblichen Form lesen. Foto: Hartmann Jenal

Der letzte Gottesdienst in der kleinen Canisius-Kirche war die Messe zum Abschied der Jesuiten aus Saarlouis (Foto). Künftig will die Priesterbruderschaft St. Petrus hier Messen in der vor 1962 üblichen Form lesen. Foto: Hartmann Jenal

Saarlouis. Die Kapelle der geschlossenen Niederlassung des Jesuiten-Ordens in Saarlouis ist an die Priesterbruderschaft St. Petrus verkauft worden und soll künftig der Feier der so genannten traditionellen Messe dienen. Wie das Bistum Trier mitteilte, wird die katholische Messe in ihrer bis 1962 üblichen Form dann nicht mehr in der Krankenhauskapelle des Marienhaus-Klinikums Saarlouis zelebriert, sondern in der früheren Jesuitenkirche.Die Priesterbruderschaft peilt nach eigenen Angaben an, in dem Kirchengebäude erstmals am Sonntag, 3. Juni, eine so genannte tridentinische Messe zu feiern. Für diesen Tag sei - noch nicht sicher - eine "einfache Einsegnung" geplant. Das Kirchengebäude solle dann täglich genutzt und spätestens im Herbst feierlich neu geweiht werden. Die Messen im lateinischen Ritus, wie er vor 1962 gefeiert wurde, werden von Pater Werner Barthel gelesen, der der Petrus-Bruderschaft angehört.

Barthel wurde nach Angaben des Bistums zum 1. Mai als "Rector ecclesiae" ernannt: also zum Leiter eines Kirchengebäudes, das weder zu einer Pfarrei noch zu einem Kloster gehört. Barthel wurde zugleich als "Capellanus" benannt: ein Priester, dem die Seelsorge für einen bestimmten Kreis von Gläubigen anvertraut wird.

Die Jesuiten hatten ihre Niederlassung, das Canisianum, vor fünf Jahren geschlossen. Die Immobilie samt sanierungsbedürftiger Kirche war an die Stadt zurückgefallen. Sie verkaufte die Immobilie an ein Architektenbüro. Jetzt ging die zugehörige Kirche an die Petrus-Bruderschaft. Zuvor hatten sich Pläne eines Bestattungsunternehmens zerschlagen, gemeinsam mit Vertretern der altkatholischen Kirche in dem Raum ein Columbarium einzurichten: einen Innenraum, in dessen Wände Urnen eingestellt werden, eine Alternative zum herkömmlichen Friedhof.

Die kleine, architektonisch reizvolle Kirche, eigentlich eine große Kapelle, stammt von 1901. Der Platz selbst war seit der Gründungszeit von Saarlouis, seit den 1690er Jahren, Kloster. Zunächst lebten hier Augustinermönche. Das Klostergebäude war zwischenzeitlich Hospital, 1928 zogen die Jesuiten ein.

Die sehr konservative Priesterbruderschaft St. Petrus ist ein Teil der römisch-katholischen Kirche. Sie ist aber nicht in die Bistumsstrukturen eingebunden.

Stichwort

Die weitgehenden Reformen des II. Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) lehnten einzelne Gruppen in der katholischen Kirche ab. Erzbischof Marcel Lefebvre (1905 bis 1991) gründete 1975 die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X.; derzeit nach eigenen Angaben weltweit 550 Priester. Sie lehnen insbesondere die Messfeier in der heutigen Form ab. Sie feiern die so genannte tridentinische Messe wie bis 1962 üblich: lateinisch, der Priester steht mit dem Rücken zur Gemeinde. Lefebvre weihte 1988 gegen ein Verbot Roms Bischöfe und scherte damit rechtlich aus der Kirche aus.

Darauf wechselte ein Teil der Pius-Priester in die ebenfalls 1988 gegründete Priesterbruderschaft St. Petrus. Sie war von Rom eingerichtet worden und ist rechtlich Teil der katholischen Kirche.

 Der letzte Gottesdienst in der kleinen Canisius-Kirche war die Messe zum Abschied der Jesuiten aus Saarlouis (Foto). Künftig will die Priesterbruderschaft St. Petrus hier Messen in der vor 1962 üblichen Form lesen. Foto: Hartmann Jenal

Der letzte Gottesdienst in der kleinen Canisius-Kirche war die Messe zum Abschied der Jesuiten aus Saarlouis (Foto). Künftig will die Priesterbruderschaft St. Petrus hier Messen in der vor 1962 üblichen Form lesen. Foto: Hartmann Jenal

Die Petrus-Bruderschaft darf die Messe im alten Ritus feiern. Er ist kirchenrechtlich grundsätzlich als "außerordentlicher Ritus" erlaubt. Die Petrus-Bruderschaft musste aber den Beschlüssen des Konzils grundsätzlich zustimmen. Heute zählt die Gemeinschaft nach eigenen Angaben weltweit 220 Priester und Diakone. Sie sind nicht den Ortsbischöfen unterstellt. we

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort