Das Spiel mit der Angst

Donald Trump wollte ein Feuerwerk bieten, ganz große Unterhaltung. Auf keinen Fall sollte der republikanische Wahlparteitag wieder ein solcher Langweiler werden wie im Jahr 2012 - es war ein ermüdender Konvent, der Mitt Romney damals zum Kandidaten fürs Weiße Haus krönte. Für den Star des Boulevards, der Trump nun mal ist, war das keine Option. Und er löste ein, was er versprach, wenn auch unfreiwillig. Die Veranstaltung in Cleveland wird als eine der kuriosesten in die Geschichte amerikanischer Parteitage eingehen. Zugleich war es ein überfälliger Realitäts-Check, bei dem der Prahlhans endlich auf dem harten Boden der Tatsachen landete.

Mal ließen obskure B-Movie-Stars das Publikum rätseln, warum sie überhaupt auf der Bühne standen. Mal dürften lautstark ausgetragene Konflikte unter den knapp 2500 Delegierten dafür gesorgt haben, dass sich Trumps Regie-Team die Haare raufte. Nichts lief nach Plan, abgesehen von der giftigen Polemik gegen die erste Außenministerin des Präsidenten Barack Obama , Hillary Clinton . Und so scheint der Hass auf Trumps Kontrahentin die einzige Klammer zu sein, die eine tief gespaltene Partei noch zusammenhält.

Nichts von dem, was amerikanische Wahlparteitage nach traditioneller Lesart bezwecken sollen, hat Trump erreicht. Schon gar nicht mit seiner düsteren Kandidatenrede. Anders gesagt: Er scherte sich nicht weiter um die traditionelle Lesart. Der Milliardär warf das Regelbuch politischer Gepflogenheiten aus dem Fenster und tat, was er immer getan hat, seit er vor 13 Monaten ins Rennen um das Oval Office ging: Er spielte sein eigenes populistisches Spiel.

Trump zeichnet ein derart düsteres Bild der amerikanischen Wirklichkeit, dass jeder, der ein facettenreiches, buntes Land wahrnimmt, zwangsläufig glauben muss, er lebe auf einem anderen Planeten. Der schrille Medienprofi schürt gezielt die Angst. Sein Appell richtet sich an die Wutbürger, er richtet sich an Scharen enttäuschter Wähler, die mit der Globalisierung nur Nachteile für ihr eigenes Leben verbinden. Er richtet sich an die weiße Arbeiterschaft, deren Reallöhne schon seit 30 Jahren stagnieren, deren gut bezahlte Industriejobs verloren gingen und die nicht zuletzt den demografischen Wandel der USA als Bedrohung empfindet. Trump hofft darauf, eine so große Armee der Frustrierten um sich zu scharen, dass es im November für den Einzug ins Weiße Haus reicht.

Nach dem traditionellen Regelbuch müsste er damit Schiffbruch erleiden, denn auch in Amerika werden Wahlen noch immer in der politischen Mitte entschieden. Und diese Klientel hat Trump mit seinem Auftritt in Cleveland eher verprellt. Nur: 2016 ist ein Jahr, in dem irgendwie alles möglich scheint.

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