Eine Wahl mit regionalem Charakter

Mannheim · Die CDU hat die Wahl im Saarland dank der Stärke von Annegret Kramp-Karrenbauer gewonnen. Das zeigt die Analyse der Forschungsgruppe Wahlen

Im Saarland sind hohes Ansehen, Sachkompetenz und eine sehr gute Regierungsbilanz von CDU und SPD zentrale Gründe für ein starkes Votum pro große Koalition. Bei einer Wahl mit regionalem Charakter und wenig bundespolitischem Einfluss kann die SPD kaum vom Schulz-Faktor profitieren, die CDU hatte dagegen mit Annegret Kramp-Karrenbauer eine erstklassige Kandidatin.

Mit einer im Ministerpräsidenten-Vergleich herausragenden Leistungsbilanz - 80 Prozent attestieren ihr gute Arbeit - erzielt die Regierungschefin auf der +5/-5-Skala mit 2,4 einen Top-Imagewert, den sie bei nur schwacher Polarisierung lagerübergreifendem Ansehen verdankt. Zwar wird auch SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger mit 2,1 gut bewertet, ist aber im Eigenschaftsvergleich und der Direktwahlfrage klar unterlegen. 52 Prozent der Saarländer wünschen sich Kramp-Karrenbauer und 36 Prozent Rehlinger als Ministerpräsidentin.

Neben den Kandidaten punkten CDU und SPD mit ihrem Ansehen als Landespartei: Nach einem starken Imageplus liegt die CDU (2,1; 2012: 1,1) mit der SPD auf Augenhöhe (2,0; 2012: 1,6). Linke (-0,1; 2012: -0,9) und FDP (-0,5; 2012: -2,1) verbessern sich, bleiben aber genau wie die Grünen (-0,4; 2012: -0,2) auffällig blass. Die Saar-AfD, die sich für nur 14 Prozent der Befragten ausreichend von rechtsextremen Mitgliedern und Inhalten abgrenzt, hat mit -3,6 ein noch schlechteres Ansehen als in allen anderen Bundesländern.

Dass 48 Prozent der Saarländer als zukünftige Koalition Schwarz-Rot gut fänden, aber nur 33 Prozent Rot-Rot und 24 Prozent Rot-Rot-Grün (schlecht: 30, 55 beziehungsweise 60 Prozent) erklärt die Arbeit im Parlament: Grüne und Linke bekommen hier schlechte Noten, wogegen die Zufriedenheit mit der amtierenden Koalition so hoch ausfällt wie bei keiner saarländischen Regierung zuvor.

Ökonomisch sehen zwar die meisten Befragten weiterhin relative Defizite, doch für inzwischen 70 Prozent (2012: 51 Prozent) hat das Saarland "nach dem Niedergang von Kohle und Stahl den Strukturwandel gut hinbekommen", und 56 Prozent (2012: 43 Prozent) sprechen von guter Zukunftsvorbereitung. Politisch wird dies am ehesten der CDU gutgeschrieben: Bei Wirtschaft, Finanzen oder Zukunftspolitik gilt sie als kompetenteste Partei.

Bei Bildung und Schule sehen die Bürger den eindeutig größten Sachverstand bei der SPD, die zudem bei der Sozialen Gerechtigkeit führt. Hier genießt nach der CDU auch die Linke Politikvertrauen, ansonsten bleibt die Linke sachpolitisch blass, besitzt aber mit Oskar Lafontaine weiter ein Zugpferd (Imagewert alle: 0,6; Linke-Anhänger: 3,7). Bei den Grünen kommt zu auffällig wenig Kompetenzzuspruch ein schwacher Kandidat: Hubert Ulrich kann selbst die eigenen Anhänger nicht überzeugen (alle: -0,8; Grüne-Anhänger: 0,8). Das Fundament für den CDU-Wahlsieg legen erneut Ältere: Bei allen unter 60-Jährigen unterdurchschnittlich, holt die CDU in der Generation 60plus mit 49 Prozent ihr mit Abstand bestes Ergebnis, bei den ab 60-jährigen Frauen sind es 56 Prozent. Bei der SPD gibt es kein großes altersspezifisches Gefälle. Unter Arbeitern sowie arbeitslosen Wählern legt die SPD zu, die Linke hat hier starke Verluste. Die Grünen schaffen nur bei den unter 45-Jährigen mehr als fünf Prozent, die FDP verfehlt diese Marke bei allen ab 30-Jährigen und die AfD bei allen ab 60-Jährigen. Bei den 30- bis 44-jährigen Männern ist die AfD mit elf Prozent relativ stark.

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