Machtkampf auf dem Campus

Wer wird der nächste Präsident der Universität des Saarlandes ? Noch niemals in der Geschichte dieser Hochschule war diese Frage so schwierig zu beantworten wie bei dieser Wahl. Die beiden entscheidenden Gremien , Senat und Universitätsrat, haben sich in einer Konstellation verkeilt, aus der es kein Entrinnen mehr zu geben scheint.

Gewählt ist, wer in beiden Gremien die Mehrheit erreicht. Uni-Rat und Senat kamen allerdings im ersten Wahlgang - mit jeweils überwältigender Mehrheit - zu unterschiedlichen Ergebnissen. Morgen soll der zweite Wahlgang beginnen. Und nichts deutet derzeit darauf hin, dass dabei etwas anderes herauskommen wird. Damit bleibt am Ende dieses völlig verkorksten Verfahrens als letzte Rettung möglicherweise nur der Notausgang durch die Staatskanzlei. Wenn es die Gremien der Saar-Uni nicht vermögen, sich bei der Besetzung des wichtigsten Amtes auf dem Campus auf einen gemeinsamen Kandidaten zu verständigen, dann entscheidet die Ministerpräsidentin. So steht's im Gesetz. Doch das wäre der Super-Gau für die Hochschule, die ihre Autonomie in den vergangenen Sparrunden mehrfach mit Massendemonstrationen von Studenten und Mitarbeitern vor der Staatskanzlei zu verteidigen versuchte.

Auch ohne den Krach um die Kandidaten geht die Saar-Universität schwierigen Zeiten entgegen, so viel ist klar. Der nach den Vorgaben der Landesregierung zusammengekürzte Uni-Haushalt wird seine schmerzhaften Wirkungen erst in den kommenden Jahren in vollem Umfang entfalten. In dieser Situation braucht der künftige Präsident der Universität, von dem nebenbei selbstverständlich auch noch Erfolgsmeldungen in der Exzellenzinitiative erwartet werden, sowohl die volle Rückendeckung der Gremien des Campus als auch das uneingeschränkte Vertrauen des Universitätsrats. Was sich zurzeit rund um die Wahl abspielt, ist jedoch das Gegenteil: Zwei in einem hochkomplizierten Auswahlverfahren mit dem Prädikat "präsidiabel" ausgezeichnete Vertreter der Saar-Uni werden im Machtkampf zwischen Senat und Universitätsrat zerschlissen.

Wenn es diesen beiden Gremien nicht gelingt, sich mit klaren Mehrheiten auf einen Kandidaten zu verständigen, dann führt kein Weg um die Erkenntnis herum: Die Wahl ist gescheitert. In diesem Fall muss die Suche nach dem nächsten Uni-Präsidenten auf weitere Kandidaten ausgedehnt werden oder wieder am Nullpunkt beginnen. Und, Hand aufs Herz: Welches andere Ergebnis wäre denn zu erwarten, wenn die Entscheidung tatsächlich in die Staatskanzlei abgegeben werden müsste? Mit dem Unterschied, dass in diesem Fall nicht nur die Kandidaten und die Uni-Gremien, sondern auch die Hochschul-Autonomie massiv beschädigt wären.

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