Kramp-Karrenbauer unter Dauerfeuer

Peter Stefan Herbst Chefredakteur saarbruecker-zeitung.de/woche

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Meinung:

Kramp-Karrenbauerunter Dauerfeuer

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

eine Strafanzeige, mehrere Rücktrittsforderungen und ein bundesweiter Sturm der Entrüstung - auch das ist eine Wochenbilanz der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ). Auslöser war ihr Interview in der Saarbrücker Zeitung zur Homo-Ehe. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi warf ihr vor, gleichgeschlechtliche Beziehungen mit Inzucht gleichzusetzen. Das hat die CDU-Landesvorsitzende zwar nicht getan. Der Vorwurf bestimmte aber in der Folge den noch anhaltenden Tsunami in sozialen Netzwerken. Dort fallen Hemmungen immer schnell. Der Verdacht der Volksverhetzung und Vergleiche zur Nazi-Zeit sind in Kenntnis der Äußerungen völlig abwegig. Dass Kramp-Karrenbauer bestehende Diskriminierungen zwischen Ehe und Lebenspartnerschaft abbauen will, ist dabei untergegangen. Wer Toleranz einfordert, sollte sie auch selber zeigen. Bewusste und manipulative Missinterpretationen befördern keine Debatten, sondern verhindern sie. Hier sind einzelne Politiker und unzählige Empörungswillige weit über das Ziel hinaus geschossen. Verbale Abrüstung ist das Gebot der Stunde. Sind doch Diskussionen zur Sache wichtig und notwendig. Wenn man Kramp-Karrenbauer einen Vorwurf machen muss, dann den, dass sie mit eher theoretischen Überlegungen Raum für Fehlinterpretationen gelassen hat. Dies übrigens nicht zum ersten Mal. Schon bei vorangegangenen Interviews zur Schuldenbremse und zur Länderneugliederung sorgte sie für Irritationen und erhielt Applaus von der falschen Seite. Die meisten Wähler mögen Politiker mit Profil. Klartext setzt aber immer ein hinreichendes Maß an Klarheit voraus. In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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